Wie schreibt man eine Diplom- oder Examensarbeit am Lehrstuhl für
Didaktik der Informatik?
Hinweise für die angehende Absolventin und den angehenden Absolventen
Ich betreue gern Diplom-, Examens- und Studienarbeiten in Informatik. Sie
geben mir die Möglichkeit, wichtige Forschungsfragen zu diskutieren,
offene Probleme mit den Kandidaten zu bearbeiten und Menschen für
Wissenschaft zu begeistern.
Welche Themen mich besonders interessieren, können Sie anhand meiner
Forschungslinien,
der bisher von mir betreuten Arbeiten und
der Liste der vorgeschlagenen Arbeiten ablesen. Die
Themen sind aber ansonsten ziemlich frei wählbar; es kommt nur darauf
an, mich für ein Thema zu begeistern und mir zu vermitteln, daß
meine fachlichen Kenntnisse zu einer sachgerechten Betreuung ausreichen.
Einige Hinweise:
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Für die Bearbeitung der Diplomarbeit bzw. Examensarbeit stehen sechs
bzw. vier Monate zur Verfügung. Hinzu kommen in der Regel zwei bis
drei Monate, in denen sich der Kandidat vorher über das Thema und
gewisse Basisliteratur eingehender informiert, auch um festzustellen, ob
das vorgesehene Thema tatsächlich den Erwartungen entspricht.
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Mit der Diplomarbeit soll die Fähigkeit zum selbständigen wissenschaftlichen
Arbeiten nachgewiesen werden. Dazu muß man sich in ein spezielles
Gebiet und eine spezielle Frage vertieft einarbeiten und die Ergebnisse
auf wissenschaftliche Weise darstellen.
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Notwendig ist das sorgfältige Studium von Originalliteratur, die in
wissenschaftlichen Zeitschriften, Tagungsbänden, Technischen Berichten
erscheint.
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Oft muß man erst ein einschlägiges Lehrbuch studieren, um sich
mit den Grundlagen vertraut zu machen. Das ist nur Vorbereitung, gehört
noch nicht zur Arbeit.
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Eine eigene Programmentwicklung ist keine notwendige Bedingung, oft beschränkt
sich die Arbeit auf die Konzeption und Machbarkeit einer Lösung. Programmentwicklung
ist aber nützlich, ratsam, manchmal fast hinreichend. Sie gibt Sicherheit.
Macht Spaß. Verlangt aber oft sehr viel Zeit.
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Für Arbeiten aus dem Themenbereich "Didaktik der Informatik" und "Informatik in der Schule" sind Vorkenntnisse aus
meinen beiden Lehrveranstaltungen "Didaktik der Informatik I+II" erforderlich.
Ferner erwarte ich gute Grundkenntnisse aus allen Bereichen der Informatik.
Ggf. muß der Kandidat für die Nacharbeitung sorgen.
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Auf ein Thema einigen wir uns auf unterschiedliche Weisen:
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Sie formulieren ein Thema und stellen mir Ihre Ziele vor. Zusammen definieren
wir Schwerpunkte und Ziele.
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Sie wählen einen meiner Vorschläge. Wir
adaptieren das Thema an Ihre Vorstellungen.
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Sie kommen mit groben Vorstellungen, ich finde die Thematik interessant,
und wir formulieren gemeinsam das Thema.
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In der ersten Phase formulieren Sie ein schriftliches Exposé der
Arbeit mit grober Gliederung der zukünftigen Arbeit: Fragestellung,
Problemlage, Arbeitsplan, wichtige Literatur. Je Hauptpunkt schreiben Sie
etwa eine halbe Seite mit zugehöriger Literatur, die wir anschließend
diskutieren und auf deren Grundlage wir das Thema festlegen. Dieses Papier
wird permanent fortgeschrieben, geht schließlich in die Arbeit über.
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Auf der Grundlage des Exposés definieren wir den exakten Titel der
Arbeit und melden die Arbeit beim Prüfungsamt an. Der Titel sollte
ausdrucksstark und prägnant sein; er kann Ihnen bei Bewerbungen nützlich
sein. Von nun an haben Sie sechs bzw. vier Monate Zeit zur Bearbeitung.
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Sie besuchen regelmäßig mein Lehrstuhlkolloquium.
Sie tragen dort mindestens zweimal vor, zu Beginn der Arbeit, wenn Ihre
Ziele festliegen, und zum Ende der Arbeit, wenn Ihre Ergebnisse vorliegen.
Die Diskussion mit Mitarbeitern und Kommilitonen regt an und hilft Ihnen,
Ihre Ergebnisse einzuschätzen und zu vertreten.
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Sie reichen in unregelmäßigen Abständen Vorversionen Ihrer
Arbeit oder von Kapiteln ein. Ich lese, gewinne einen Eindruck von Ihrem
Fortkommen, und wir diskutieren.
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Ich erwarte, daß Sie selbst Zeitpunkte für ein Gespräch
mit mir bestimmen. Höre ich länger nichts von Ihnen, frage ich
nach. In der Regel sind anfangs 14-tägliche, später etwa monatliche
Gespräche nützlich. Am besten Sie fertigen zu unseren Besprechungen
jeweils schriftliche Vorlagen an oder bereiten eine vortragsartige Darstellung
der bisherigen Arbeit vor.
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Auf unserem Server finden Sie viele weitere wichtige Hinweise
zum Anfertigen wissenschaftlicher Arbeiten.
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Achten Sie auf eine sorgfältige Zitierweise und nachvollziehbare Belege
für getroffene Aussagen. Die Stufen des Begründens von Aussagen
sind mit absteigender "Überzeugungskraft":
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mathematischer Beweis,
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technische Konstruktion (Software),
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empirischer Nachweis,
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allgemeine Erörterung,
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Literaturverweis,
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dialektische Argumentation,
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eigene Meinung.
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Wer Hinweise gegeben, Fehler aufgezeigt, zum Gelingen der Arbeit irgendwie
beigetragen hat, sollte mit einem Dank im Vorwort erwähnt werden.
Es ist keine Schande, sich helfen zu lassen.
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Alle Formate für Layout, Satz, Abschnittsnumerierung, Zitate etc.
sind frei. Sie müssen konsistent verwendet werden und sollten ansprechend
und übersichtlich sein. Eine schön aussehende Arbeit unterstützt
den guten Inhalt, kaschiert aber nicht den schlechten. Achten Sie auf korrekte
Rechtschreibung und Zeichensetzung.
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Abbildungen und Diagramme sind nützlich, wichtig, schön. Sie
sind zu empfehlen, um Dinge anschaulich zu machen. Sie verlangen Zeit bei
Auswahl und Herstellung und müssen im Text aufgenommen werden. Achten
Sie ggf. auf eine Quellenangabe.
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Welchen Umfang hat eine Diplomarbeit/Examensarbeit? Es gibt den Spruch:
Über 100 Seiten kann man keine Eins mehr bekommen. Das ist nicht ernst
gemeint, aber eine gute Richtschnur. Anhänge (Daten, Programme, Transskripte
u.ä.) zählen dabei natürlich nicht mit.
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Das Wichtigste ist Ihre Motivation zu Thema und Ziel: Lust, Leidenschaft
und kühler Kopf. Balance zwischen Wesentlichem und Nebensächlichem,
zwischen Distanz und Nähe. Die Diplomarbeit ist kein Lebenswerk. Sie
verlangt dennoch volles Engagement.
Als Hochschullehrer bin ich stolz auf jede Arbeit, die ich betreuen durfte.
Ich wünsche mir Studierende mit Engagement, Neugier, Begeisterung
für Wissenschaft und mit der Fähigkeit zu Kritik und Selbstkritik.
Nach einer Vorlage von F. Nake |