Typische Fehler bei Seminarvorträgen
Bei Vorträgen in Seminaren und Proseminaren werden
nach unseren Erfahrungen immer wieder dieselben Fehler gemacht.
Im folgenden finden Sie in anonymisierter Form eine Liste
von Bewertungen, die Vortragende in Lehrveranstaltungen des Lehrstuhls
für Didaktik der Informatik in der Vergangenheit erhalten haben. Sie
gibt Ihnen Hinweise auf typische Fehlerquellen und ihren Einfluß
auf die Bewertung des Vortrags.
mit Ihrem Vortrag war ich eigentlich ganz zufrieden:
-
Sie haben die Anregungen zum Teil beherzigt. Vortrag und Präsentation
haben dadurch gewonnen.
-
"Fragen zum Schluß" ist sicher ganz hilfreich, wenn man noch nicht
so abgebrüht ist, und auch erlaubt, aber es ist einen Notlösung.
Heutzutage fordert man eher auf, Fragen sofort zustellen und schiebt dann
alles nach hinten, wenn die Diskussion ausarten sollte; denn manchmal entscheidet
eine kurze Zwischenfrage über das Verständnis des restlichen
Vortrags (z.B. irgendwo steht epsilon, muß aber delta heißen,
oder so). Zwischen Präsentation und Vorführung hätten ein
paar Fragen möglich sein müssen.
-
Sie kleben immer noch zu sehr am Text; Sie brauchen nicht jedes Bullet
vorzulesen. Manches liest der Hörer selbst, manches ist auch weniger
wichtig.
-
Masse: Sie waren nach gut 10 Minuten bei Folie 22, nach 16 Min. bei Folie
35. Stolze Leistung, aber für den Hörer schon anstrengend. Nicht
alles konnte in der Zeit direkt verstanden werden. Ich hätte gerne
noch etwas länger auf manche Folie geschaut, speziell bei Bildern.
Lassen Sie einen Moment Zeit vergehen vor dem Folienwechsel, schauen Sie
ins Publikum - lesen die etwa alle noch, dann warten Sie oder erzählen
noch etwas - und wechseln erst dann, wenn Sie den Eindruck haben, daß
alles rübergekommen ist.
-
Inhaltlich waren Sie sehr gut vorbereitet, die Wesenheiten des Systems
sind gut aufbereitet und gut übermittelt worden. Das hat ja auch die
Diskussion gezeigt. Also liegt die Abwertung einzig in äußerlichkeiten.
Fühlen Sie sich unwohl beim Vortragen?
Note: 2,3
i.w. habe ich Ihrem Vortrag ja schon kommentiert. Hier kommt es noch
einmal schriftlich, damit ich es systematisch in meinen Unterlagen habe:
-
Ihre Folien enthielten zuviel Fließtext. Dadurch waren Sie gezwungen
abzulesen, weil Sie kaum die Möglichkeit haben, anhand der Stichworte,
die Sie natürlich in dem Text nicht so schnell finden, Ihre Gedanken
live zu Texten zu verfassen. Andererseits hat es Ihre vermutlich zu geringe
Vorbereitung (Zeitmangel hatten Sie ja schon angedeutet) kompensiert. Das
ist für mich insofern verwunderlich, als Sie ansonsten eigentlich
immer sprachlich geschickt und elegant formulieren. überhaupt wirkten
Sie für jemanden in hohem Semester und entsprechend erfahren ziemlich
unsouverän. Arbeiten Sie daran.
-
Sie schauen ständig zur Tafel, um abzulesen, statt ins Publikum, dabei
steht der Laptop direkt vor Ihnen.
-
Nehmen Sie die Hände aus den Taschen. Wenn Sie die Hände fesseln
möchten, die sich ansonsten selbständig machen würden, falten
Sie sie einfach.
-
Kleinere Schreibfehler auf den Folien.
Note: 2,7
i.w. habe ich Ihrem Vortrag ja schon kommentiert. Hier kommt es noch
einmal schriftlich, damit ich es systematisch in meinen Unterlagen habe:
-
Ihre Folien enthielten zuviel Fließtext. Dadurch waren Sie gezwungen
abzulesen.
-
Sie schauen ständig zur Tafel, um abzulesen, statt ins Publikum, dabei
steht der Laptop direkt vor Ihnen.
-
Kleinere Schreibfehler auf den Folien.
Note: 2,3
mit Ihrem Vortrag war ich ganz zufrieden:
-
Ihre Hände sind immer in Bewegung, aber sie unterstützen den
Vortrag nicht. Die Strategie, sie an den Kugelschreiber zu binden, war
schon ganz gut, aber es ist natürlich nur eine Notlösung.
-
Schauen Sie nicht immer mich an, wenn Sie vortragen. Suchen Sie sich ein
Gesicht im Publikum, das gelegentlich nickt und Sie unterstützt. Oftmals
findet man das leider nicht, weil alle teilnahmslos gucken. Das ist dann
Pech.
-
Ansonsten waren Sie gut vorbereitet, sprachlich einwandfrei, konnten auf
Fragen gut reagieren. Insgesamt eine runde Sache.
Note: 1,3
mit Ihrem Vortrag war ich ganz zufrieden:
-
Anfangs waren Sie ein bißchen nervös (1. Uni-Vortrag?). Etwa
ab Folie "Front-End" haben Sie sich dann freigesprochen und waren recht
souverän.
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Schauen Sie mehr ins Publikum und nicht an die Tafel. Mir schien, als hätten
Sie das im Kopf zwar beherzigt, die (schlechte) Angewohnheit hat Ihren
Blick jedoch oft zur Leinwand gezogen. Nach kurzer Zeit korrigierten Sie
dann wieder Ihren Blick und schauten auf den Laptop und ins Publikum.
-
Ihre Folien waren gut strukturiert, ansehnlich und übersichtlich.
-
Bei den Fragen wirkten Sie hier und da unsicher und nicht optimal vorbereitet.
-
Insgesamt war alles eine ganz runde Sache.
Note: 1,7
mit Ihrem Vortrag war ich insgesamt sehr zufrieden:
-
Sie waren sehr gut vorbereitet. Reaktion auf Fragen einwandfrei und überzeugend.
-
Schauen Sie nur zur Tafel, wenn sie etwas zeigen wollen, nicht um den Text
zu lesen. Ansonsten schauen Sie immer ins Publikum bzw. aus den Augenwinkeln
auf den Laptop. Diese Schwäche war bei Ihnen stärker ausgeprägt
als bei Ihrem Kommilitonen, weil Sie, statt den gesamten Körper zur
Leinwand zu wenden, nur den Kopf gedreht haben.
-
Die Folien waren nicht optimal gestaltet: Folienteil "Inhalt" zu groß,
daher für eigentlichen Inhalt zu wenig Platz und Text zu gedrängt.
Die Bullets waren kaum zu erkennen, daher wirkte der Inhalt unstrukturiert
und wie Fließtext. Das wurde durch insgesamt zu textlastige Folien
noch unterstützt (keine ganzen Sätze auf die Folien, nur Stichpunkte).
Es gab einige wenige kleinere Schreibfehler.
Note: 1,7
mit Ihrem Vortrag war ich sehr zufrieden:
-
Sie waren sehr gut vorbereitet. Reaktion auf Fragen einwandfrei und überzeugend.
-
Sie sind sprachlich gewandt, haben eine überzeugende lebhafte Akzentuierung
(mit wohl abgestimmtem Witz) und können sehr gut über den Text
der Folien improvisieren, ohne den Text stur zu wiederholen.
-
Schauen Sie nur zur Tafel, wenn sie etwas zeigen wollen, nicht um den Text
zu lesen. Ansonsten schauen Sie immer ins Publikum bzw. aus den Augenwinkeln
auf den Laptop. Diese Schwäche war bei Ihnen nicht so ausgeprägt
wie bei Ihrem Kommilitonen, weil Sie wenigstens den gesamten Körper
zur Leinwand gewandt haben und durch Gestik den Ansatz machten, etwas an
der Leinwand zu zeigen.
-
Die Folien waren nicht optimal gestaltet: Folienteil "Inhalt" zu groß,
daher für eigentlichen Inhalt zu wenig Platz und Text zu gedrängt.
Die Bullets waren kaum zu erkennen, daher wirkte der Inhalt unstrukturiert
und wie Fließtext. Das wurde durch insgesamt zu textlastige Folien
noch unterstützt (keine ganzen Sätze auf die Folien, nur Stichpunkte).
Es gab einige wenige kleinere Schreibfehler.
Note: 1,3
mit Ihrem Vortrag war ich sehr zufrieden:
-
Sie waren sehr gut vorbereitet. Reaktion auf Fragen einwandfrei und überzeugend.
-
Vortrag sprachlich einwandfrei.
-
Folien schön.
-
Sie kleben etwas an den Folien und versuchen, den Text abzuarbeiten. Finden
Sie auf die Schnelle nicht den nächsten Punkt, stockt der Vortrag
kurz, oder Sie leiten mit "... und dann... und dann..." o.ä. von Punkt
zu Punkt. Schauen Sie nicht so intensiv zum Laptop-Bildschirm, sonst wirken
Sie etwas unvorbereitet und nicht so vertraut mit Ihrem Vortrag. Am stärksten
waren Sie, wenn Sie über Ihren Vortrag improvisieren. Sie müssen
lernen, von Bullet zu Bullet auf der Folie mit Freitext überzuleiten.
-
Schauen sie nicht so viel zur Leinwand, sondern ins Publikum (bzw. auf
den Laptop). Es war in Ihrem Fall aber nicht sehr störend, weil Sie
durch Gestik jedesmal den Eindruck erweckten, Sie wollten an der Leinwand
etwas zeigen (nur dann schaut man zur Leinwand).
-
Sie neigen dazu, mit der rechten Hand in der Gegend herumzufuchteln. Ab
und zu kontrollieren Sie sich (Hand festhalten bzw. wieder einfangen).
Mit Händen zu arbeiten ist nicht verboten, aber sie sollen dann die
Rede unterstützen und nicht stereotyp die immer gleiche Bewegung ausführen.
-
Sie können sich und die Zuhörer ruhig duzen (müssen aber
nicht). Ich existiere in dem Zusammenhang nicht.
-
Zum Schluß gab es offenbar ein kleines Zeitproblem, so daß
wir keine Demo mehr sehen konnten!?
Note: 1,7
mit Ihrem Vortrag war ich sehr zufrieden:
-
Sie waren sehr gut vorbereitet. Reaktion auf Fragen einwandfrei und überzeugend.
-
Vortrag sprachlich einwandfrei. Sie können gut über die Folien
improvisieren und mit Freitext von Punkt zu Punkt überleiten. Es schien,
als kämen Sie ohne Folienunterstützung aus.
-
Folien schön.
-
Schauen sie nicht so viel zur Leinwand, sondern ins Publikum (bzw. auf
den Laptop). Es war in Ihrem Fall aber nicht sehr störend, weil Sie
durch Gestik jedesmal den Eindruck erweckten, Sie wollten an der Leinwand
etwas zeigen (nur dann schaut man zur Leinwand).
-
Sie können sich und die Zuhörer ruhig duzen (müssen aber
nicht). Ich existiere in dem Zusammenhang nicht.
-
Zum Schluß gab es offenbar ein kleines Zeitproblem, so daß
wir keine Demo mehr sehen konnten!?
Note: 1,3
mit Ihrem Vortrag war ich nicht so zufrieden:
-
Schauen sie nicht so viel zur Leinwand, sondern ins Publikum (bzw. auf
den Laptop).
-
Ihre Folien waren nicht optimal gestaltet. Die Gestaltung, jeden Punkt
einzeln sichtbar werden zu lassen, macht man heute nicht mehr. meist zeigt
man die gesamte Folie. Alles andere stört den Lese- und Sprechfluß,
weil Sie und der Hörer sich jedesmal neu konzentrieren müssen.
Zudem wird Ihre Haltung shelcht, wenn Sie sich fortwährend zum Laptop
bücken müssen, um weiterzuschalten.
-
Sie waren gut vorbereitet und konnten auf Fragen passend reagieren.
-
Sie müssen ruhiger sprechen und Dinge, die wichtig sind, deutlicher
akzentuieren. Stattdessen sprechen Sie extrem schnell und viel.
-
Sie müssen - und das ist mein entscheidender und KO-Kritikpunkt -
unbedingt an Ihrer Sprache und Sprechweise arbeiten. Jedes dritte Wort
ist bei Ihnen "halt" ("das ist halt so, halt"). Sie sprechen kaum vollständige
Sätze, sondern unterbrechen und führen anders fort, fangen einen
neuen Satz an usw. Ihre Wortwahl ist einem Vortrag nicht angemessen ("und
sone Sachen"). Sie disqualifizieren sich dadurch selbst, oder Sie müssen
ein dadurch reduziertes Ansehen Ihres Vortrags und Ihrer Person anschließend
mühsam durch Kompetenz wieder zurückerobern. Sie sprechen, wie
es mancher Kabarettist in überzeichneter Form zum besten gibt (Kennen
Sie die Hippie-Figur, die Anke Engelke in Ihrer Sendung darstellt, und
ihre Sprechweise?)
Note: 2,7
mit Ihrem Vortrag war ich ganz zufrieden:
-
Sie waren gut vorbereitet und konnten auf Fragen gut reagieren.
-
Am Anfang hatten Sie etwas Startschwierigkeiten, konnten sich aber recht
schnell fangen (auch wenn Sie es anders empfunden haben mögen).
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Insgesamt ist Ihr Vortragsstil etwas dröge und mit wenig Elan. Versuchen
Sie, mehr Ausdruck in Ihre Vorträge zu legen, etwas lebhafter zu sein.
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Rudern Sie nicht soviel mit den Händen. Entweder Sie unterstützen
Ihre Rede mit den Händen, oder - wenn das nicht klappt - versuchen
Sie, die Hände ruhig zu halten.
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Schauen Sie nach vorne und weniger auf die Tafel/Leinwand, es sei denn
Sie zeigen direkt etwas an der Leinwand.
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Gut war die Bündelung von mehreren Kapiteln beim Zurückkehren
auf die Inhaltsübersicht.
Note: 2,0
mit Ihrem Vortrag war ich ganz zufrieden:
-
Sie waren gut vorbereitet und konnten auf Fragen überzeugend antworten.
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Ihre Folien waren sehr gut gestaltet; z.T. haben Sie vielleicht die Bullets
etwas übertrieben (es muß ja nicht alles auf der Folie stehen).
-
Sie schauen zuviel an die Leinwand. Schauen Sie während des Vortrags
ins Publikum oder auf den Laptop, um sich zu orientieren und den Roten
Faden zu finden; an die Leinwand/Tafel schauen Sie nur, wenn Sie dort etwas
zeigen.
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Sie müssen etwas ruhiger und akzentuierter sprechen; Sie verwenden
an einigen Stellen Umgangssprache, fast Slang.
-
Gleichzeitig müssen Sie freier sprechen und sich mehr von den Folien
lösen. Versuchen Sie einfach, über den Folientext zu improvisieren.
Es muß auch nicht alles in der genau der Reihenfolge erklärt
werden, in der es auf der Folie steht. Bei Ihrem Vortrag äußert
sich das dann in Redewendungen, wie "... und dann war da noch ... und dann
haben wir noch ... und dann ist bei Joomla noch ...", wobei Sie Bullet
für Bullet abarbeiten.
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Generell: Auch wenn das Produkt/Thema/Ausarbeitung, das Sie im Vortrag
behandeln, Schwächen hat, versuchen Sie, es in günstigem Licht
erscheinen zu lassen, indem Sie hinter der Sache stehen, wobei Sie die
Schwächen natürlich offensiv vorstellen. Hintergrund ist folgende
Beobachtung: Wenn Sie einer Vorlage, und sei sie noch so schlecht und mängelbehaftet,
distanziert gegenüber stehen, färbt diese negative Stimmung auf
Sie und Ihren Vortrag ab, und Sie werden als Redner nicht ernst genommen,
obwohl nur die referierte Arbeit schlecht ist.
Note: 2,0
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Benutzer: gast
Besitzer: schwill Zuletzt geändert am:
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