Hinweise
zum Verfassen von wissenschaftlichen Arbeiten
Sönke Hundt - Fassung vom 30.12.98, korrigiert 6.7.99, 7.10.99
Einige Passagen in diesen "Hinweisen" finden sich textgleich in dem
im Herbst 1998 neu herausgegebenen Buch meiner Kollegen Wolfram Rossig
und Joachim Prätsch: Wissenschaftliche Arbeiten, Bremen 1998. Das
liegt an der Entstehungsgeschichte dieser Schrift. In Vor-Versionen ihres
Buches haben die Autoren wiederum eine frühere Version meiner "Hinweise"
über das Thema benutzt - natürlich damals mit meinem Einverständnis. |
Gliederung
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Grundsätzliches
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Thema finden, Literatur suchen, mit Literatur arbeiten
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Anforderungen und Bewertung
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Zitierregeln (ganz kurz)
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Ratschläge für Anfänger und Fortgeschrittene
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Feedback
Hinweise auf Literatur und Internet-Quellen
1. Grundsätzliches
Hausarbeiten, Referate, Präsentationen und Diplomarbeiten sind
die wichtigsten Formen wissenschaftlichen Arbeitens während des Studiums.
Sie sind sehr praxisrelevant. Untersuchungen, Ausarbeitungen, Gutachten,
Stellungnahmen, Vorlagen werden Sie in Ihrem späteren beruflichen
Leben häufig ausarbeiten und sie dann auch ebenso häufig einer
Gruppe von Mitarbeitern, Kunden oder anderen präsentieren müssen.
Immer kommt es darauf an, sich relativ schnell in ein (meist neues) Thema
einzuarbeiten, es gründlich zu durchdenken, Material und Literatur
zu sichten, zu recherchieren und schließlich Ihr Ergebnis schriftlich
und/oder mündlich darzustellen. (Übrigens: Klausuren werden Sie
später niemals wieder schreiben!)
Diese "Hinweise" hier sind so kurz wie möglich gehalten. Wer bei
mir einen Leistungsschein erwerben will, sollte sie als "Geschäftsgrundlage"
unbedingt beachten. Natürlich gibt es inzwischen schon eine umfangreiche
Literatur zu diesem Thema. Nützlich und vor allem auch gratis sind
einige Anleitungen, die man im Internet findet.
Wenn irgend möglich, sollte als Leistungsnachweis die Form der
Präsentation gewählt werden. Sie verlangt beides: eine schriftliche
Ausarbeitung und die mündliche Darstellung. Sie sollten die Möglichkeit
zu dieser Form der Prüfung in ihrem Studium so häufig wie möglich
wahrnehmen. Das übt, auch wenn es am Anfang manchmal schwerfällt!
Und spätestens bei der Diplomarbeit sollte man die Regeln wissenschaftlichen
Arbeitens beherrschen.
Die Anfertigung einer wissenschaftlichen Arbeit setzt ein systematisches
und methodisch einwandfreies Vorgehen voraus. Sie ist aber auch gleichzeitig
- vor allem als Präsentation - eine Dienstleistung für eine bestimmte
Zielgruppe (Zuhörer und Prüfer). Ihre Arbeit sollte also deren
Erwartungen und Anforderungen erfüllen. Stellen Sie sich also immer
Hörer und/ Leser vor und versuchen Sie, eine für jene interessante
und informative Arbeit abzuliefern.
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2. Thema finden, Literatur
suchen, mit Literatur arbeiten
Eine wissenschaftliche Arbeit werden Sie nur dann mit hoher Motivation
und gutem Ergebnis bearbeiten, wenn Sie sich für das Thema persönlich
interessieren. Daher sind eigene Wünsche für die Themenstellung
willkommen. Sie sollten aber immer mit dem Semesterstoff der Lehrveranstaltung
im Zusammenhang stehen.
Nach aller Erfahrung sind praxisorientierte Themen besonders geeignet.
Sie schlagen aus Ihrer eigenen Praxiserfahrung - oder aus anderen Praxiskontakten
- ein Themengebiet vor und reflektieren und analysieren es mit Hilfe der
wissenschaftlichen Literatur. Es ist auf jeden Fall notwendig, das Thema
und die Literaturgrundlage mit mir abzusprechen.
Bei der Suche nach Literatur empfiehlt sich - vor allem für Präsentationen
/ Hausarbeiten während des Grund- und Hauptstudiums - folgendes Vorgehen:
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Ausgehen sollte man von der Grundlagenliteratur, wie sie für die Lehrveranstaltung
i. d. R. angegeben ist (also in BWL etwa Gutenberg, Wöhe, Schierenbeck,
Hopfenbeck etc.). Hier finden sich schon viele weiterführende Hinweise.
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Sehr zu empfehlen ist weiter die Arbeit mit Hand(wörter)büchern
der verschiedensten Art, die z.T. den Wissensstand und die herrschende
Lehr repräsentativ zusammenfassen (aber: auf das Erscheinungsjahr
achten!) Wenn man das Thema geschickt nach Stichworten aufschlüsselt,
wird man schon ziemlich weit in die Problematik einsteigen können.
Sehr zu empfehlen sind:
- das Handwörterbuch der Wirtschaftswissenschaften (HDWW),
- die Enzyklopädie der Betriebswirtschaftslehre, spezialisiert
in den unterschiedlichen Handwörterbüchern des Marketing (HdM),
des Personalwesens (HdP), des Rechnungswesens (HdR), der Organisation (HdO),
der Führung (HdF), der Planung (HdP) usw. sowie
- weitere Handbücher zu den verschiedensten Sachgebieten, die
aber z. T. von unterschiedlicher Qualität sind.
-
Der nächste Schritt führt zum Sachkatalog unserer Fachbereichsbibliothek
(online: nach Stichworten), wo der gesamte Buchbestand systematisch
nach Schlagworten bzw. Stichworten geordnet ist. Ebenso können
der Katalog der Staats- und Universitätsbibliothek (SUUB) und über
das Internet Kataloge von Bibliotheken der ganzen Welt eingesehen werden.
Schnell und gut funktionieren nach meiner Erfahrung derzeit (Dezember 1998):
- die Bibliothek des HWWA (Instituts für Wirtschaftsforschung
- Hamburg): ww.hwwa.uni-hamburg.de
- die Universitätsbibliothek Kiel: www.uni-kiel.de/ub/
- der Karlsruher Virtuelle Katalog (KVK): www.ubka.uni-karlsruhe.de,
über den wieder alle deutschen und österreichischen Kataloge
zu erreichen sind.
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Empfehlenswert (und bei Diplomarbeiten sehr empfehlenswert!) ist weiterhin
der Blick in unsere Fachzeitschriften, zeigt sich doch hier die neueste
Entwicklung in aktuellen Diskussionen. Nehmen Sie sich die Muße,
einmal ein oder zwei Jahrgänge durchzublättern, um zu sehen,
womit sich aktuell Forschung und Praxis beschäftigen. Für den
betriebswirtschaftlichen Bereich sind empfehlens- und lesenswert:
-
"Das Wirtschaftsstudium" (WISU)
-
"Wirtschaftswissenschaftliches Studium" (WiST)
-
"Zeitschrift für Betriebswirtschaft" (ZfB)
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"Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung" (ZfbF)
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"Betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis" (BfuP)
-
"Die Betriebswirtschaft" (DBW)
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"Harvard Manager" - auch in deutscher Übersetzung
-
"Personal"
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"Zeitschrift Führung und Organisation" (ZFO)
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"Controlling"
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"Wirtschaftswoche"
-
"Manager Magazin"
-
"Impulse"
-
"Wirtschaft in Bremen" (Zeitschrift der Handelskammer)
-
5. Viele fangen an, sich über Suchmaschinen im Internet nach Material
und Literatur umzusehen. Es ist auch bekannt, daß hier Listen mit
Haus- und Diplomarbeiten zum Downloaden verfügbar sind. Nach meiner
Erfahrung verliert man sich mit allgemeinen Suchbegriffen schnell in den
Unendlichkeiten des World Wide Web und kommt zu keinen brauchbaren Ergebnissen.
Aber wenn Sie gezielt in Homepages von Firmen, Behörden, Agenturen,
Zeitungen/Zeitschriften suchen, eröffnet sich hier umgekehrt ein Kosmos
von faszinierenden Möglichkeiten. Das Netz entwickelt sich schnell
weiter - und Sie sollten auf jeden Fall Ihre Erfahrungen damit sammeln.
Also: Literatur zu finden, dürfte keine allzu großen Schwierigkeiten
bereiten. Schwieriger ist schon ihre Verarbeitung zu einer eigenen wissenschaftlichen
Leistung, was ja schließlich die Aufgabe ist.
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3. Anforderungen und
Bewertung
Sie als Lernende sollen sich einerseits durch die Anfertigung von wissenschaftlichen
Arbeiten und deren mündlicher Präsentation bestimmte Fähigkeiten
und Techniken aneignen und diese auch gleichzeitig als Prüfungsleistung
unter Beweis stellen. Geht das? Es geht, und es muß gehen. Eine solche
Leistung ist natürlich komplex und entsprechend schwierig zu bewerten.
Deshalb folgen hier einige Anhaltspunkte, die beachtet werden sollten und
nach denen bewertet wird:
-
Bei Präsentationen und Hausarbeiten muß der schriftliche
Teil den Anforderungen an wissenschaftliche Arbeiten uneingeschränkt
entsprechen.
-
Sie müssen die deutsche Sprache korrekt verwenden; Rechtschreibung,
Grammatik und Zeichenregeln müssen stimmen. Das ist natürlich
selbstverständlich, fällt aber trotzdem vielen schwer. Wenn Sie
hier Defizite haben, sollten Sie diese sehr ernst nehmen und im Laufe Ihres
Studiums auf jeden Fall ausgleichen. An der Hochschule werden Sie noch
auf Mängel in diesem Gebiet hingewiesen - später nicht mehr.
Sie können sich in diesem Punkt auch ruhig helfen lassen. Gut ist
es auch, wenn Sie sich stilistisch Mühe geben, damit sich Ihre Arbeit
interessant und abwechslungsreich liest.
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Präsentationen bestehen aus zwei Teilen: ein nach wissenschaftlichen
Kriterien ausformulierter schriftlicher Teil von 10 - 15 Seiten Länge
(also keine Stichworte und nicht nur die Folienkopien) und eine mündliche
Präsentation in der Lehrveranstaltung von 30 - 45 Minuten Dauer; bei
Gruppenarbeiten 15 - 20 Seiten Text und Vortrag 45 - 60 Minuten.
-
Hausarbeiten erfordern eine etwas längere schriftliche Ausarbeitung
von 15 - 20 Seiten Text und werden in der Regel durch ein Fachgespräch
ergänzt; bei Gruppenarbeiten 25 - 30 Seiten Text und Fachgespräch.
Das Fachgespräch ergänzt im Allgemeinen eine Hausarbeit.
Der oder die Verfasser. müssen darin in der Lage sein, ihr bearbeitetes
Thema in größere Zuammenhänge einzuordnen, Verbindungen
zu Nachbargebieten herzustellen sowie verwandte Begriffe zu erläutern.
Niemand kann erwarten, daß er ausschließlich zu dem
Gebiet befragt wird, worüber er evtl. sehr spezialisiert geschrieben
hat. Es wird empfohlen, bei Unklarheiten die Modalitäten für
das Fachgespräch mit dem Prüfer abzustimmen.
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Gruppenarbeiten sind möglich und erwünscht. Teamarbeit
wird schließlich immer wichtiger. Es muß jedoch laut Prüfungsordnung
eine individualisierte Einzelleistung nachgewiesen werden. Die Gruppe muß
also schriftlich erklären, wem welcher Teil der Arbeit zuzurechnen
ist. Aus Erfahrung empfehle ich, Gruppenarbeiten mit mehr als zwei Teilnehmern
zu vermeiden.
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Zur Betreuung können Sie jederzeit zu mir in die Sprechstunde
kommen, um über Thema, Gliederung, Literatur o. Ä. mit mir zu
beraten. Bedenken Sie aber, daß die Eigenständigkeit bei der
Themenfindung und der Bearbeitung ein Teil Ihrer Leistung ist.
Kriterien für die Bewertung sind:
A. Inhaltliche Leistung
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Aufbau, Gliederung
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Thematische Proportionierung
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Sachliche Richtigkeit
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Sprachliche Richtigkeit (Rechtschreibung, Grammatik und Stil)
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Informationsumfang
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Verbindungen zu anderen Bereichen oder anderen Themen in der Lehrveranstaltung
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eigenes Anspruchsniveau
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Praxisorientierung
B. Rhetorische Leistung in der Präsentation
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Motivation zu folgen und zuzuhören (am Anfang, am Schluß, andauernd)
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Anschaulichkeit
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Freies Sprechen
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Sprache (Vokalisation, Artikulation, Sprechtempo)
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Ausdruck, Stil, Satzbau
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Sicherheit und Eindringlichkeit
C. Visualisierung
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Lesbarkeit der visuellen Hilfsmittel
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Unterstützende Funktion
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Eindringlichkeit
Eine Präsentation oder eine Hausarbeit werden immer ganzheitlich
bewertet.
Eine Präsentation z.B. kann unter Umständen gut sein, obwohl
sie rhetorisch Mängel hatte. Umgekehrt gilt das auch - obwohl das
recht selten ist.
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4. Zitierregeln (ganz kurz)
Pedanten legen bekanntlich sehr viel Wert auf die genaue Einhaltung von
formalen Vorschriften. Ich auch! Es gibt nach allen Erfahrungen keinen
guten Inhalt in einer schlechten Form. Da es zu diesem Thema aber schon
genügend ausführliche Schriften gibt, kann ich mich hier kurz
fassen. Sie können sich hier an gute Vorlagen halten oder auf die
einschlägige
Literatur zurückgreifen.
Die Zitierregeln legen fest, wie zitiert wird. Das ist wirklich nicht
so kompliziert. Sie müssen drei Arten deutlich unterscheiden:
-
Das direkte Zitat: Der Text wird wörtlich genau zitiert und
in Anführungszeichen gesetzt. Es sollten nur Kernsätze oder kurze
Passagen, deren Wortlaut wichtig ist, direkt zitiert werden. Die Quellenangabe
beginnt mit dem Autor.
Z.B. im Text: "Die Geschäftsbereichsgliederung wird überlagert
durch funktional gegliederte Geschäftsbereiche."
In der Fußnote: Bühner, R., Organistionslehre, 1996, S.
127
-
Das indirekte Zitat: Der Text wird sinngemäß und mit
eigenen Worten wiedergegeben; deshalb keine Anführungszeichen. Die
Quellenangabe beginnt in der Regel mit "vgl." (= vergleiche).
Z.B. im Text: Die Geschäftsbereichsorganisation mache es möglich,
im Unternehmen relativ selbständige Produkt-Markt-Bereiche zu schaffen.
In der Fußnote: vgl. Bühner, R., Organisationslehre, 1996,
S. 131
-
Der inhaltliche Verweis (auch Querverweis): Hier kann auf mehrere
Autoren oder Quellen verwiesen werden.
-
Der Übergang zwischen indirektem Zitat und inhaltlichen Verweis ist
fließend. Es liegt an Ihrem stilistischen Geschick, daß Ihre
Arbeit sowohl gut lesbar als auch in Bezug auf die verwendeten Quellen
transparent ist.
Bei der Quellenangabe wird der Voll- und der Kurzbeleg unterschieden. Ich
empfehle den sogenannten erweiterten Kurzbeleg: in der Fußnote erfolgt
eine kurze, informative Angabe der Quelle; die vollständige Angabe
mit einer besonderen Hervorhebung des Kurztitels findet sich im Literaturverzeichnis.
Also im Beispiel: Bühner, Rolf: Betriebswirtschaftliche Organisationslehre,
8. und ergänzte Auflage, München, Wien 1996. Vermeiden sollten
Sie das etwas altmodisch gewordene aber bei vielen noch beliebte "a.a.O."
(= am angebenen Ort). Es verwirrt meistens nur den Leser.
Im Internet mit seinen verschiedenen Möglichkeiten finden sich
immer mehr wissenschaftlich verwertbare Quellen. Da das Medium jederzeit
verändert werden kann, sollten Sie die verwendete Quelle möglichst
vollständig und nachvollziehbar und unbedingt das Datum, an dem Sie
die Quelle online eingesehen haben, angeben. Für weitere Einzelheiten
siehe wieder die Literaturangaben.
Sie sollten in Ihrer Arbeit nach einem einheitlichen formalen System
direkte
und indirekte Zitate sowie Quellennachweise abfassen. Denken Sie immer
an den Leser: es muß transparent und leicht nachvollziehbar sein,
worauf Sie sich beziehen.
Das Literaturverzeichnis sollte fortlaufend alphabetisch geordnet
sein und nicht nach Büchern, Zeitschriften oder anderen Quellen gegliedert
werden. Nur so kann der Leser aus dem Kurzbeleg schnell die entsprechende
vollständig angegebene Quelle finden.
Fußnoten gehören am besten auf die entsprechende Seite
und sind fortlaufend zu nummerieren.
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5. Ratschläge für
Anfänger und Fortgeschrittene
Es gibt vor allem bei Anfängern immer wieder Fehler beim wissenschaftlichen
Arbeitens, die häufig sind und vermieden werden sollten.
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Eine Gliederung hat Ober- und Unterpunkte. Ein Hauptpunkt wird immer in
mindestens zwei Unterpunkte unterteilt; wie schon der Volksmund weiß:
"Wer A sagt muß auch B sagen."
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Sie sollten nicht zu fein untergliedern. Überschriften (z.B. 2.3.4.4.2.1.
Angliederung an eine Instanz) mit drei ganzen Zeilen Text machen keinen
Sinn und stören den Lesefluß. Besser: in den laufenden Text
einbeziehen oder Spiegelstriche verwenden.
-
Häufig schlagen Sie ein Thema vor und besprechen dieses mit dem jeweiligen
Dozenten. Sie sind aber selber allein für Ihr Thema verantwortlich
und müssen es entsprechend bearbeiten. Es kommt häufig vor, daß
sich Ihre ursprünglichen inhaltlichen Ziele nicht verwirklichen lassen
oder sich verändern. Dann sollten Sie das mit Ihrem Dozenten absprechen
und - bei Zustimmung - das Thema verändern. Es muß jedenfalls
immer zum Inhalt Ihrer Arbeit passen.
-
Sie sollten sich vom jeweiligen Literatur-Text lösen, ihn nicht abschreiben
(unzulässig!) und auch nicht fast abschreiben. Es ist absolut notwendig,
daß für den Leser und Prüfer immer deutlich ist, welche
Tatsache, Information oder Einschätzung aus welcher Quelle und vom
wem stammen. Für dieses "Durchsichtigmachen" wird hauptsächlich
die Methode des (direkten und indirekten) Zitierens und Verweisens angewandt.
Durch die Technik mit Fußnoten und Anmerkungen ist sicherzustellen,
daß diese Transparenz immer gewährleistet ist.
-
Manchmal wird der Unterschied zwischen einem direkten und indirekten Zitat
verwischt. Eine wörtliche Übernahme von Sätzen oder Teilen
von Sätzen ohne Kenntlichmachung als wörtliches Zitat nähert
sich gefährlich dem Betrugsversuch! Machen Sie das ja nicht!
-
Jede Form einer sinngemäßen Übernahme von Textabschnitten
oder die Verwendung fremder Gedanken oder Informationen erfüllt den
Tatbestand eines nicht-wörtlichen, also eines indirekten Zitats und
muß entsprechend kenntlich gemacht werden. - meistens durch ein "vgl."
Versuchen Sie aber hier, stilistisch vielseitig zu sein und manchmal in
die Form der indirekten Rede zu wechseln ("Bühner betont besonders,
daß ..."). Sie können auch Formulierungen verwenden wie "Dieser
Abschnitt stützt sich weitgehend auf ...", "... basiert auf ...",
"... gibt die Hauptgedanken von ... wieder.", "wie von Wöhe betont
wird...", "... nach Auffassung von B. Tietz ..." usw. etc.
-
Erst durch das Lesen von Literatur werden Sie ein Gefühl für
die Art und Weise wissenschaftlichen Argumentierens und eine entsprechende
stilistische Vielfalt entwickeln.
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Viele bleiben zu sehr an der Literatur "kleben"; vielleicht unter der Erkenntnis:
"Ich kann es nicht treffender ausdrücken, als es hier geschrieben
steht." Sie sollen aber - als Prüfungsleistung - zeigen, daß
Sie eigeständig formulieren können. Dazu ist hilfreich,
daß Sie den Text einordnen (zeitlich, von der Position, der theoretischen
Schule), daß Sie längere Passagen zusammenfassen (z.B. "Heinens
Position zur grundlegenden Frage der Unternehmensziele kann folgendermaßen
zusammengefaßt werden: ....", daß Sie vergleichen ("Hopfenbecks
Aussagen entsprechen in allen wichtigen Punkten denen Wöhes."), daß
Sie Texte kritisch interpretieren ("Schierenbeck führt aus..., obwohl
er im vorigen Abschnitt noch behauptet hat, daß ..."). Sie sollten
sich also von der Literatur emanzipieren und kein eklektisch ( = unschöpferisch
nur Ideen anderer verwendend) zusammengewürfeltes Mosaik aus wörtlichen
und sinngemäßen Zitaten abliefern.
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Wichtig sind Ihre eigenständigen Analysen und Schlußfolgerungen,
die Sie mit Hilfe der Literatur entwickeln und begründen.
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Die Formulierung von eigenen Schlußfolgerungen, Beurteilungen und
Bewertungen ist erwünscht! Allerdings sollten Sie zuerst analytisch
einen Sachverhalt durcharbeiten und erst auf dieser Grundlage normativ
argumentieren.
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Praxisorientierung ist ein wichtiges Kennzeichen für die Ausbildung
an Fachhochschulen. Es ist also sehr empfehlenswert, wenn Sie alte berufliche
Kontakte und / oder Ihr Praxissemester entsprechend nutzen oder auch Verbindungen
im Zusammenhang mit bestimmten Fragen gezielt zur Praxis schaffen. Es ist
bekannt, daß das zeitaufwendig und mühsam sein kann - und es
wird bei der Bewertung entsprechend berücksichtigt.
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Die meisten Themen in der Betriebswirtschaftslehre haben einen aktuellen
Bezug. Ihre Zuhörer oder Leser wollen immer wissen, was jetzt in
der Gegenwart wichtig zu wissen ist. Eine Entschuldigung, daß
Sie nur alte Literatur gefunden haben, kann deshalb nicht akzeptiert werden.
Notfalls müssen Sie sich ein anderes Thema suchen.
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In Ihrer Arbeit sollte immer der "rote Faden" erkennbar sein. Was ist Ihre
zentrale Fragestellung? Was soll untersucht werden? Inwiefern ist das Problem
wichtig? Was ist das Ergebnis Ihrer Arbeit?
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6. Feedback
Für eine kurze e-mail (shundt@fbw.hs-bremen.de)
in Bezug auf diese "Hinweise" wäre ich Ihnen dankbar. Was sollte man
verändern? Was sollte man verbessern? Welche Fragen bleiben noch offen;
was ist noch unklar?
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Literatur
Zum Thema "Wie verfasse ich eine wissenschaftliche Arbeit" gibt es eine
umfangreiche Literatur. Zu empfehlen sind u.a.:
-
Wolfram E. Rossig / Joachim Prätsch: Wissenschaftliche Arbeiten -
Ein Leitfaden. Bremen 1998
-
Bänsch, Axel: Wissenschaftliches Arbeiten, Seminar- und Diplomarbeiten,
5. Aufl., München, Wien 1998
-
Corsten, Hans / Deppe, Joachim: Arbeitstechniken für Wirtschaftswissenschaftler,
München, Wien 1996
-
Theisen, M.R.: Wissenschaftliches Arbeiten: Technik - Methodik - Form,
8. Aufl., München 1997
Inzwischen existieren einige Anweisungen im Internet, die gut brauchbar
und vor allem gratis sind:
Anleitung zur Anfertigung wissenschaftlicher Arbeiten, Lehrstuhl Prof.
Erich Frese, Universität Köln:
www.wiso.uni-koeln.de/orgasem/index.html
Anfertigen wissenschaftlicher Arbeiten (Betreuung von Michael Schröder
vom Lehrstuhl für Allgemeine BWL und Logistik der Universität
Mannheim:
www.bwl.uni-mannheim.de/ihde/WissArbeiten.html
Leitfaden zum wissenschaftlichen Arbeiten am Lehrstuhl Prof. Dr. Otto
H. Jacobs. Verfügbar als pdf-Datei, 29 Seiten. Der Leitfaden ist erreichbar
unter Serviceleistungen/downloads.
www.bwl.uni-mannheim.de/Jacobs/LS/Homepage.html
Anleitung zur formalen Gestaltung von Haus- und Diplomarbeiten (Lehrstuhl
für Betriebswirtschaftslehre, insbes. Internationales Management,
Prof. Dr. J. Engelhard, Universität Bamberg)
http://www.uni-bamberg.de/~ba6em1/infos/wiss_arb.html
Über das Arbeiten mit und im Internet im Zusammenhang mit wissenschaftlichen
Arbeiten gibt es eine ganze Reihe von Ausarbeitungen. Besonders ausführlich
wiederum mit links zu vielen anderen Quellen:
http://www.uni-muenster.de/Publizistik/MAG3/ifp/taprogg/vw.htm
http://www.uni-mainz.de/~bleuj000/zitl.html
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Benutzer: gast
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