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Die Computer für das 21. Jahrhundert

(allgegenwärtiges Rechnen)

Ausarbeitung von Conny Franz (3. Semester Informatik, März 2002)
Quelle: Mark Weiser (September 1991, in englisch)



Gliederung



Vorwort


Diese Ausarbeitung soll eine Übersicht über die Thematik des allgegenwärtigen Rechnens sein, deshalb werden die hier aufgeführten Ideen, wie z.B. das "Worldboard", hier nur am Rande erwähnt, um den dafür vorgesehenen Ausarbeitungen nichts vorwegzunehmen. Die gesamte Thematik, des allgegenwärtigen Rechnens, hat Mark Weiser schon mit folgenden Sätzen (frei übersetzt) sehr schön ausgedrückt.

»Die Technologien, die Wir am ehesten akzeptiert haben, sind jene, die verschwinden. Sie flechten sich in die Gegenstände unseres Alltags ein, bis sie nicht mehr davon zu unterscheiden sind

Ich versuche an die Thematik, des allgegenwärtigen Rechnens, auch so heran zu gehen, daß ich unter anderem anhand der Entwicklung der Schrift aufzeige, wie eine Technologie allgemein von den Menschen akzeptiert werden kann, also ein dermaßen ausgereiftes Entwicklungsstadium erreichen muß, um in der Gesellschaft quasi wieder im Unterbewußtsein "verschwinden" zu können. Dabei ist es von Vorteil, in Gedanken immer die Parallelen zur Informatik zu ziehen, also die Entwicklung des Werkzeuges "Computer" unter anderem als nächsten Evolutionsschritt in der zwischenmenschlichen Kommunikation.



Die Entwicklung der Schrift


"Am Anfang war die.." Schrift, als vermutlich erste Informationstechnologie der Menschheit, quasi die Anfänge der Informatik.

Man hatte also wahrscheinlich irgendwann erkannt, daß nur die menschliche Sprache, als Kommunikationsmedium, nicht ausreichend ist. Denn das menschliche Gedächtnis, sozusagen der erste (und damals auch der einzige) Datenspeicher, der uns zur Verfügung stand, war und ist immer noch, nicht sehr zuverlässig, was die exakte Haltung von Daten angeht. Wir alle wissen, daß jeder Mensch seine eigene ganz individuelle Sicht- und Denkweise der Dinge hat, so ist es also auch nicht verwunderlich, daß man bei einer Weitergabe von Informationen, sobald sie etwas umfangreicher werden, auch einige Sachverhalte anders darstellt, wegläßt oder hinzu fügt.

So mußte man also erst mit Händen und Füßen, und irgendwann mit Zeichnungen im Sand, seine Gedanken über- oder vermitteln sobald sie etwas komplexer wurden. Mit der Zeit wurden die viel zu aufwendig gewordenen Bilder wieder einfacher und schließlich mußten Symbole genügen um komplexe Dinge darstellen zu können. Dies bedürfte aber einer Interpretationsvereinbarung, sozusagen das menschliche Kommunikationsprotokoll, welches jeder der Teilnehmer an dieser Kommunikationsmethode wissen mußte. Es mußte sich also jeder mit dieser Technologie auseinandersetzen, um sie nutzen zu können.

Doch auf Grund von Spezialisierungen einzelner Menschen, war es so auch möglich, daß nicht jeder Mensch alle Aspekte dieser, doch noch sehr umständlichen aber dafür zuverlässigen, Kommunikationsmethode wissen mußte. So spezialisierten sich einige Menschen auf den Akt des einen Schreibens, eben das exakte festhalten von Informationen. Das war auch nötig, da die ersten dauerhaften Schriften erst nur in Stein geritzt, dann gehauen und später in Ton geritzt und gebrannt wurden. So wurde der Akt des Schreibens immer komplexer und aufwendiger, was die Spezialisierung geradezu erzwungen hat. Man denke da nur an die Auswahl des richtigen Tons oder allein schon die Kraft die nötig ist, um Symbole in Stein zu hauen.

Mit der Zeit wurden auch die Datenträger weiterentwickelt, eben erst vom Sand über den Stein zum Ton. So wurde der Akt des Schreibens auch wieder einfacher, und als dann auch auf Stoffen und schließlich auf Papyrus und dann viel später auch auf Papier geschrieben werden konnte, konnten somit auch immer mehr Menschen selbst Informationen dauerhaft, in Form von Schrift, festhalten.

Die Entwicklung der Schreibmaterialien blieb aber auch nicht stehen. So wurde z.B. auch die erste Tinte irgend wann, mit all ihren Vor- und Nachteilen, erfunden. Und wieder mußten sich einige Menschen, auf Grund der Komplexität, darauf spezialisieren, um mit aufwendigen Tintenmischungen (bezüglich der Haltbar- und Handhabbarkeit) den Akt des Schreibens zu vollziehen. Oder auch die Entwicklung der Schrift selbst, also von plumpen Zeichnungen über komplexe Symbole (z.B. die japanischen Schriftzeichen, wo jedes Symbol für ein Wort steht), hin zu einer relativ einfachen standardisierten Schrift (mit je einem Buchstaben für einen einzelnen Laut, aus dem die Worte bestehen). Diese Komplexität macht aber wieder eine umfangreiche Schulung nötig, damit jeder Mensch zumindest annähernd die selben Symbole, die selbe Rechtschreibung und die selbe Grammatik verwendet, damit die Kommunikation auch funktioniert. Denn die Fähigkeit des Schreibens und des Lesens, ist uns (noch) nicht angeboren.

Heute, nach der Erfindung des Buchdrucks, der es erlaubt ganze Bücher mit Informationen zu füllen, haben wir es auch der Spezialisierung zu verdanken, daß nicht mehr jeder Mensch wissen muß wie z.B. Papier oder Tinte hergestellt wird. Und durch die einfache Handhabung z.B. eines Kugelschreibers könnte heute theoretisch jeder Mensch selbst seine Gedanken dauerhaft festhalten. Obwohl heute, allein bei der Herstellung eines "einfachen" Kugelschreibers so viele Technologien ihre Anwendung finden, daß kein normaler Mensch mehr allein in der Lage wäre, einen heute selbstverständlichen Kugelschreiber selbst herzustellen.



Computer vs. Schrift


Nun betrachte man die Parallelen von der Entwicklung der Schrift und der Entwicklung der Computer. Mit der Entwicklung der Computer ist auch wieder eine eigene Fachsprache entstanden, die eben von Menschen, die sich nicht mit den Computern auseinandergesetzt haben, auch nicht oder kaum verstanden wird. Aber bei der Computertechnik ist das Verhältnis natürlich noch wesentlich extremer, da die gesamte Computertechnologie, unter anderem die Technologie der Schrift beinhalten und somit auch um ein vielfaches komplexer ist.

Man erinnere sich nur mal an die Geschichten mit den ersten mechanischen Computern oder an die ersten Computer mit Elektronenröhren, die die Größe von Sporthallen hatten mit einem eigenen Kraftwerk für die Stromversorgung. Diese unhandlichen Rechenmaschinen hatten, aus heutiger Sicht, nicht gerade sehr interessante Eigenschaften, doch die Entwickler und die Leute die damit wirklich etwas anfangen konnten, waren froh darüber, daß es wenigstens diese unhandlichen und aufwendigen Rechenmaschinen gab, um eben z.B. relativ (ohne Rechenmaschinen) komplexe Berechnungen durchführen zu können. Doch mit der Arbeit dieser Spezialisten wurden eben auch diese unhandlichen Rechenmaschinen mit der Zeit zu den heute universellen Computern weiterentwickelt.

Und wahrscheinlich aus eben diesem Zusammenhang entstand vermutlich auch die folgende Aussage:
»Die Computer müssen noch komplexer werden, um einfacher zu werden

Heute hat die Entwicklung der Computersysteme eigentlich schon fast seine Prototypphase überschritten, wo auch schon immer mehr Menschen mit Computern "umgehen" könnten, die sich eigentlich noch nicht oder auch nur sehr begrenzt mit dieser Materie beschäftigt haben. Es ist also, wie bei jeder anderen Technologie auch, ein bestimmter Lehrnprozeß notwendig, um eben mit den Computersystemen umgehen zu können.

Aus diesen Gedankengängen folgt, daß die Computersysteme heute eigentlich schon hinreichend stabil und "anwenderfreundlich" sind, um damit auch alltägliche Arbeiten vollbringen zu können. Aber eine Technologie kann noch so einfach sein, doch wenn es nicht genügend viele Menschen gibt, die sich damit auskennen, dann nütz auch die einfachste Technologie nichts. Es ist also notwendig, daß z.B. in den Schulen der Umgang mit den Computersystemen gelehrt werden muß, so wie auch das Lesen und das Schreiben gelehrt werden muß. Denn auch der Umgang mit Computern ist uns Menschen (noch) nicht angeboren.

Aber auch der Umgang mit den Computersystemen muß noch wesentlich vereinfacht werden. Da sind z.B. die Softwareentwickler oder Programmierer, die Götter der heutigen Computerindustrie. Sie können mit den Computern so gut umgehen wie sonst kein anderer Mensch. Und immer noch ähnelt es Magie, wenn ein Programmierer einem Computer "sagt" was er denn zu tun hat. Denn kein normal sterblicher Mensch kann die Gedankengänge eines guten Programmierers noch nachvollziehen, wenn er nicht gerade Informatik studiert.



Psychologische Konsequenz


Es ist also eine Weiterentwicklung in der gesamten Gesellschaft notwendig um die Computer wieder "verschwinden" zu lassen, so wie es einst mit der Schrift geschah. Zum einen aus der Sicht der Benutzer, für die die Computer über die Benutzeroberflächen möglichst einfach und intuitiv bedienbar sein sollten. Und zum anderen aus der Sicht der Entwickler, die immer daran denken sollten, daß sie für normale Menschen entwickeln und nicht für Informatiker.

Dieser gesamte Lehrnprozeß, in der Gesellschaft, wurde von Herb Simon (Informatiker, Ökonom, und Nobelist) schon sehr treffend »kompilieren« genannt. Wobei diese Metapher "kompilieren" wieder ein sehr schönes Beispiel dafür ist, daß dieses Wort eben nur von Menschen verstanden werden kann, die sich mit der Programmierung schon hinreichend beschäftigt haben.



Wie verschwinden Technologien in den Hintergrund?


Diesen Prozeß möchte ich auch kurz anhand der Entwicklung des Elektromotors beschreiben, der hinsichtlich dieses Entwicklungsprozesses recht gute Parallelen, hinsichtlich der Entwicklung der Computer, aufweist. Da sind z.B. die ersten Elektromotoren, die ebenfalls sehr groß, unhandlich und auch sehr teuer waren, so daß sie erst nur in Einzelanfertigungen gebaut werden konnten. Somit war es erst nur möglich, pro Werkstatt und/oder Fabrik nur ein Motor aufzubauen. Mit der Zeit, im laufe der Anwendung, wurden aber die technischen Kenntnisse erweitert und somit konnten auch die Motoren verfeinert werden, so daß sie immer kleiner und leistungsfähiger wurden. So konnten die Ingenieure, im Zuge der Weiterentwicklung der Elektromotoren, bald pro Maschine ein Motor einbauen und schließlich auch pro Maschine mehrere Motoren (je nach Anwendung).

Und heute, wenn wir uns mal bewußt nach den Elektromotoren umsehen, haben sie das Stadium des "allgegenwärtigen Bewegens" schon fast erreicht. Wenn man sich z.B. das Handbuch eines normalen Serien Pkws ansieht, dann findet man dort sicher mehr als 40 Motoren die z.B. die Scheiben reinigen, die Türen öffnen und schließen oder den Fahrersitz einstellen und so weiter.



Der Computer im normalen Alltag


Wenn man sich heute (z.B. in einem durchschnittlichen Büro) umsieht, dann fällt einem doch sicher auf, daß eigentlich immer noch sehr viel Papier verwendet wird, wo es eigentlich technisch schon möglich ist, statt dessen Computer zu verwenden. Da sind z.B. Notizen, Rechnungen, Bücher, etc., diese könnten doch alle in computerlesbarer Form abgelegt werden. Die Vorteile sind uns allen bekannt, keine Zettel die mehr herumliegen, die Suche erledigt quasi der Computer, es wird wesentlich weniger Platz benötigt und so weiter. Aber um z.B. Rechnungen ebenfalls Rechtsgültig nur in computerlesbarer Form ablegen zu können, bedarf es auch einer Anpassung der Gesetze.

Hinzu kommt z.B. das elektronische Geld. Nun da wir hier in Europa den Euro eingeführt haben, haben wir auch wieder sehr schön erfahren, wieviel (echtes) Geld eigentlich kostet. Allein der logistische Aufwand war enorm. Aber auch die Vorteile einer Währung, die (fast) überall anerkannt wird, sind uns auch wieder Bewußt geworden.

Doch der Vorgang des Bezahlen's selbst, ist immer noch so umständlich wie eh und je. Man geht z.B. in einen Laden, holt sich seine Waren und muß dann immer noch an der Kasse, entweder Bar, mit Münzen und Scheinen herum hantieren, oder umständlich mit einer Geld- oder Scheckkarte einen Code eingeben oder noch eine Unterschrift leisten. Zum elektronischen Geld, welches selbst schon zur reinen Anwendung taugt, müssen also noch die Identifikationsmechanismen zur vollen Reife entwickelt werden, so daß man z.B. nur noch an einer Kasse vorbeigeht, und so (z.B. mit Sensoren und einem elektronischen Personalausweis) seine Waren bezahlt. Aber das elektronische Geld darf natürlich selbst auch keine Kosten verursachen, damit es allgemein anerkannt wird, denn solange elektronisches Geld nur von privaten Firmen oder Konzernen "produziert" wird, werden eben diese Firmen auch damit Geld verdienen wollen.

Oder was ist mit der klassischen Tafel, in der Schule - Stichwort elektronische Kreide? Heute wird (wie ich schätze) in 95% bis 98% aller Schulen und Universitäten (etc.), global gesehen, immer noch echte Kreide eingesetzt. Dabei ist die Technik schon soweit, daß mit elektronischer Kreide gearbeitet werden könnte. Es gibt bereits Projektoren die eine Bildqualität erzeugen können, die um einiges besser ist als das, was man auf so mancher, mit Kreide beschriebener Tafel, sehen kann. Die Eingabegeräte haben mittlerweile auch schon einen Stand erreicht, um damit z.B. wie gewohnt auf einer (elektronischen) Tafel schreiben zu können. Dazu kommen noch die Vorteile, eines staubärmeren Klassenraumes oder Hörsaals, und die Möglichkeit das Geschriebene schon in computerlesbarer Form mit all seinen Vorteilen, besser weiter verwenden zu können.

Heute werden auch schon immer mehr PDAs (Persönlich Digitaler Assistent) entwickelt, die, wie z.B. auch jeder "normale" PC oder Laptop, allgemein vermehrt als Intelligenzverstärker eingesetzt werden. So kann z.B. der tägliche Briefverkehr wesentlich effizienter gestaltet werden oder das Aufschreiben und Aufbereiten von neuen Ideen. Denkbar sind auch Dinge wie z.B. Stadtverwaltungscomputer, die mancher Orts auch schon im Einsatz sind oder sich noch in der Entwicklungsphase befinden, womit eine Vielzahl von neuen Anwendungen verwirklicht werden können. Oder die Idee des "Worldboard" (die virtuelle Unterstützung der Realität), welche auch eine sehr vielversprechende Erfindung ist, um uns das Leben noch mehr zu erleichtern.

Aber dieses Jahrhundert hat ja gerade erst begonnen, und wenn man sich die Fortschritte im vergangenen Jahrhundert ansieht, dann kann man sicher sehr zuversichtlich sein, daß wir unsere eigenen (realistischen) Erwartungen um ein vielfaches übertreffen werden.



Wohin wird unsere technische Entwicklung gehen?


Eine Möglichkeit wäre die Kombination aus Synthese und Biologie, wie bei den Bork (eine Vision von den Machern der sehr erfolgreichen Science-Fiction-Serie "Star Trek"). Diese fiktive Spezies ist in ihrer technischen Entwicklung sogar soweit gegangen, daß sie ihre Körper mit einer Vielzahl von technischen Implantaten "aufgewertet" haben. Durch diese starke Verbindung aus organischen und anorganischen Technologien, haben sie z.B. auch eine Kommunikationsform entwickelt, die als "kollektives Bewußtsein" bezeichnet wird. Auf diese Weise sind die Bork z.B. in der Lage, extrem schnell Entscheidungen zu treffen und Gedanken auszutauschen.

Oder geht unsere Entwicklung vielleicht doch eher in die biologische Richtung? Biologische Systeme beinhalten die besten Technologien die wir kennen. Und seit Menschengedenken schauen wir uns diese Technologien an, kopieren sie und verbessern sie (manchmal) sogar. Leider ist ein Großteil dieser Technologien bis heute von uns immer noch nicht verstanden worden, aber wenn man mal die Lebewesen dieser Welt, als Maschinen betrachtet, dann erkennt man auch, daß diese Maschinen eigentlich schon die fortschrittlichsten Technologien beinhalten die wir kennen. Sie sind um ein vielfaches leistungsfähiger als alle heutigen Computer, wenn auch die Größenverhältnisse mit einbezogen werden. Und sie sind die einzigen "Maschinen" die über die Fähigkeit der Regeneration verfügen.

Wo wird also unsere technische Entwicklung hingehen? Viele Fragen sind da noch offen, aber auch viele Ängste, vor dem was da auf uns alle zukommt. Doch wir alle übernehmen damit auch eine sehr große Verantwortung, wenn wir es z.B. schaffen sollten, künstliches Bewußtsein zu erschaffen. Werden wir daraus dann eine neu Generation von Sklaven erschaffen oder sie voll in unsere Gesellschaft integrieren? In allen Medien (wie z.B. Film, Spiele, Internet, etc.) werden diese Themen sehr oft behandelt, und von den meisten Menschen nur als Unterhaltung betrachtet. Doch es ist viel mehr, als nur Unterhaltung, wenn man mal ein wenig mehr darüber nachdenkt.

Hoffen wir also, daß wir in Zukunft, behutsam und verantwortungsbewußt mit unseren technischen Errungenschaften umgehen und uns über alle Konsequenzen im klaren sind, bevor wir alles machen was auch wirklich machbar ist.

Benutzer: gast • Besitzer: mthomas • Zuletzt geändert am: