Suche Home Einstellungen Anmelden Hilfe  

Workshop

Systembetreuung in der Schule:
Problematik und Lösungsvorschläge

Peter Hubwieser
Institut für Informatik der Technischen Universität München
80290 München, Tel. 089-289-25358
Peter.Hubwieser@in.tum.de


 


1  Problemstellung
Die rasante Entwicklung der neuen Informations- und Kommunikationstechniken im Laufe der letzten beiden Jahre hat wohl allen Verantwortlichen gezeigt, daß Kinder und Jugendliche im Laufe ihrer Schulzeit in angemessener Weise an Systeme dieser Art herangeführt werden müssen. Einerseits wird gefordert  moderne Informations- und Kommunikationsmedien in didaktisch sinnvoller Weise als Informationsquellen und Lernhilfen im Rahmen diverser Unterrichtsfächer oder von fächerübergreifenden Projekten einzusetzen. Andererseits fehlt es weitgehend der Wille, dafür auch die Kosten in Kauf zu nehmen. Dieser Widerspruch kann an verschiedenen Aspekten verdeutlicht werden:

Investition in Medien
Insbesondere der genannte Medieneinsatz im Fachunterricht stellt hohe Ansprüche an die Struktur und Leistungsfähigkeit der schuleigenen Computersysteme. Dies wurde von den verantwortlichen Politikern erkannt und durch exemplarische Fördermaßnahmen (wie "Schulen ans Netz") begonnen. Allerdings beschränkt sich diese Förderung meist auf die Bereitstellung von Hard- und Software sowie auf die Übernahme von Telefongebühren. Eine Investition in zusätzliche Personalressourcen ist meist nicht förderfähig. In der Regel wird erwartet, dass die notwendigen Arbeiten von den Lehrkräften zusätzlich zu ihren bisherigen Aufgaben kostenneutral übernommen werden. Die vorhandenen Ressourcen an Lehrerarbeitszeit werden durch Erhöhung der Klassenstärken, Streichung von Verfügungsstunden etc. sogar eher noch gekürzt.

Situation des Rechnerbetreuers
Wie zahlreiche Gespräche mit betroffenen Rechnerbetreuern, Fachlehrern und Schulleitern zeigen, hat der aktuelle Arbeitsumfang in diesem Bereich mittlerweile zu einer unhaltbaren Situation geführt. Der Rechnerbetreuer der Schule sieht sich mit ständig wachsenden Ansprüchen von Seiten der Kollegen, Schüler, Eltern und Schulleitung konfrontiert. Sie alle erwarten von ihm umfassende Dienst- und Beratungsleistungen im Bezug auf das Computernetz und dessen Unterrichtseinsatz. Dazu gehören die Planung, Beschaffung, Einrichtung, Organisation, Wartung und Administration von Hardware und Software, ein immenser Aufwand für das Netzmanagement und zusätzlich noch die Schulung der Kollegen. Als Entlohnung für diese Arbeiten, die nicht selten 20 und mehr Stunden pro Woche in Anspruch nehmen, erhält der Rechnerbetreuer bestenfalls eine Ermäßigung seines Lehrdeputats um 1-3 Wochenstunden  (umgerechnet 1,5 - 4,5 Zeitstunden).

Folgeschäden
Diese Überlastung geht zu Lasten der pädagogischen Tätigkeit der betroffenen Lehrkraft. Oft muß der Unterricht, bedingt durch dringende Arbeiten am Computernetz, entfallen oder vertreten werden. Zu einer detaillierten Vorbereitung der Lehrtätigkeit bleibt meist keine Zeit mehr. Der notorische Zeitmangel verhindert auch die dringend notwendige technische und didaktische Beratung der Kollegen in der notwendigen Intensität. Natürlich leidet zudem die Qualität der Betreuung des Computersystems unter dieser Situation. Typisch sind hartnäckige Fehlfunktionen, für deren Beseitigung keine Zeit bleibt, überstürzte Beschaffungsaktionen in der (verfehlten) Hoffnung auf langfristige Arbeitserleichterung, stark wechselnde Installationssituationen, inhomogene, instabile Zustände der einzelnen Rechner, etc. Daraus resultiert neben  anderen Problemen vor allem  Unzufriedenheit bei anderen Kollegen, die,  gegenüber dem Schulleiter geäußert, möglicherweise noch Eingang in die dienstliche Beurteilung des Rechnerbetreuers findet.

Unzureichende Ausbildung
Erschwert wird die Situation zusätzlich noch dadurch, daß die Lehrkräfte meist über keine angemessene Ausbildung für diese Tätigkeiten verfügen. Sie haben in der Regel niemals  eine professionelle Schulung an den entsprechenden Systemen genossen. Mitunter konnten sie an einer regionalen Lehrerfortbildung teilnehmen, wo ebenfalls kaum ausgebildete Lehrer oder im anderen Extremfall schulferne Dozenten aus dem Technikbereich einige Stunden über die Eigenheiten irgendwelcher Systeme referierten. Aus diesen Gründen haben die Rechnerbetreuer oft keinen Zugang zu systematischen und ökonomische Techniken zur Bewältigung der gestellten Probleme.

Zuständigkeitslücken
Falls ein Rechnerbetreuer angesichts dieser massiven Überforderung um Hilfe nachsucht, so findet er meist keinen Ansprechpartner. Die Ministerien als Träger  der Personalkosten berufen sich darauf, daß die Betreuung von Computernetzen nicht zu den Aufgaben des pädagogischen Personals gehört. Die Kommunen und Landkreise als Träger der Sachaufwandskosten fühlen sich überhaupt nicht für das Lehrpersonal zuständig, sind aber auch nicht in der Lage, die Betreuung durch technisches Personal abzusichern. Der Ankauf von Geräten und Zubehör wird hier als ebenso ausreichend betrachtet, wie in anderen Ausstattungsbereichen auch. Eine weitere Minderung des Lehrdeputats als einzig möglicher Ausgleich des investierten Zeitaufwands kann also nur  schulintern auf Kosten anderer Kollegen durchgesetzt werden. Dazu ist die Stellung der Informatik als Fach an der Schule aber meist zu schwach.

Veraltete Stellenbeschreibung
Diese Situation ist natürlich nicht plötzlich entstanden. Sie hat sich im Laufe der letzten 20 Jahre schrittweise verschärft. Ausgehend von der Position "Systembetreuer", die Ende der 70er Jahre zur Betreuung eines einzelnen Schulverwaltungsrechners eingerichtet wurde und an laufende Schulungen für diese spezielle Tätigkeit gebunden war, hat sich die schulinterne Anlage über einige verstreute Rechner und speziellen Rechnerräumen mit lokalen Netzwerken schließlich zu schulhausweiten  heterogenen Intranetstrukturen mit Internetanschluß weiterentwickelt. Die Aufgabenbeschreibung und zeitliche Bilanzierung  des mittlerweile zum Rechnerbetreuer umbenannten Kollegen ist dagegen auf dem alten Stand (ca. 1980) verblieben.

Schulen ans Netz
Die jüngsten Initiativen zum Anschluß aller Schulen an globale Netzwerke bringen das Faß nun buchstäblich zum Überlaufen. Trotz eindringlicher Warnungen von seiten qualifizierter Experten war es nicht durchsetzbar, in diesen Projekten Personalmittel geeignet zu berücksichtigen, um eine kompetente Hilfe für die Schulen vor Ort auch solide organisieren zu können. Die ohnehin zu knappen Fortbildungsmittel werden oft für zweifelhafte „Internet-Trainingskurse“ verschwendet. Ebenso wurde es versäumt, länderübergreifend nutzbare Beispiellösungen zu entwickeln und ausgiebig zu testen.

2  Lösungsvorschläge
Der geplante Workshop soll dazu beitragen, Lösungen für diese Problematik zu entwickeln. Dazu könnte durch die Beantwortung der folgenden Fragen an verschiedenen Stellen angesetzt werden:
 

Benutzer: gast • Besitzer: schwill • Zuletzt geändert am: