Suche Home Einstellungen Anmelden Hilfe  

Neue Medien in der Lehramtsausbildung in Hamburg

Wiebke Kielas, Katharina Malon, Torsten Otto, Universität Hamburg

 

1. Einleitung

Die Bedeutung der Informations- und Kommunikationstechnologien für die Lebens- und Arbeitswelt ist unbestreitbar und wird aller Voraussicht nach noch zunehmen. Eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben als "gut informierter Bürger" scheint ohne Kenntnisse darüber kaum noch möglich. Der reflektierte Umgang mit den Neuen Medien muss daher fester Bestandteil schulischer Bildung sein. Dies ist nur möglich, wenn alle Lehrerinnen und Lehrer sich fundiert mit der IuK-Technologie auseinander gesetzt haben. Es kann nicht davon ausgegangen werden, dass sie alle Kenntnisse im Umgang mit dieser Technologie haben; vor allem eine Auseinandersetzung mit den Hintergründen hat bei vielen noch nicht stattgefunden. Um dieses Defizit auszugleichen, muss dieser Themenkomplex integrierter Bestandteil der Lehrerbildung sein.

In Hamburg gibt es vor diesem Hintergrund verschiedene Konzepte zur Einführung in die Neuen Medien. Im Folgenden wird das Konzept für eine Veranstaltung am Fachbereich Erziehungswissenschaft der Universität Hamburg vorgestellt.

2. Konzept

Bei der Konzeption der Veranstaltung waren die folgenden Überlegungen ausschlaggebend: Eine Diskussion der gesellschaftlichen Implikationen der massenhaften Verbreitung der IuK-Technologie kann nur dann geführt werden, wenn den Beteiligten deren Möglichkeiten bewusst sind. Eine didaktisch reduzierte Einführung in die technischen Grundlagen und Entstehungsbedingungen, soweit sie für das Verständnis notwendig sind, sowie der aktive, selbstgesteuerte Umgang mit den entsprechenden Systemen sind daher unverzichtbare Bestandteile einer Veranstaltung zu dem Thema. Ziel muss es sein, vorhandene Technikängste abzubauen und die oft als "black box" empfundenen Systeme zu entmystifizieren. Erst dann ist es möglich, die Auswirkungen der Technologie auf die Gesellschaft zu beurteilen und selbständig, selbstbewusst und verantwortlich damit umzugehen.

2.1 Grundsätzliche Überlegungen

Die Veranstaltung soll von der Konzeption her Teil des Grundstudiums sein, damit die Studierenden später erworbenes Spezialwissen in das in der Veranstaltung aufgebaute Grundgerüst einfügen können. Andere Veranstalter können darüber hinaus das bereits vorhandene Wissen nutzen, um in weiterführenden Veranstaltungen darauf aufzubauen.

Es ist uns wichtig, die Studierenden mit möglichst vielfältigen Methoden vertraut zu machen, damit sie die Neuen Medien als eine von vielen Möglichkeiten sehen, Unterricht zu gestalten. Die Neuen Medien bieten verstärkt die Möglichkeit, dass Lernende individuell unterschiedlich und selbständig arbeiten. Dies muss von Lehrerinnen und Lehrern genutzt werden, sonst kann es leicht passieren, dass Computer nur an die Stelle von Videorekorder oder Overheadprojektor treten und das eigentlich Neue nicht genutzt wird. Deshalb bekommt die Handlungsorientierung in unserer Veranstaltung ein ganz besonderes Gewicht. Wir wollen sie nicht nur als teilnehmerorientiertes Verfahren selbst einsetzen und den Studierenden so die Möglichkeit geben, zu großen Teilen selbstbestimmt zu lernen, sondern wir wollen sie auch mit der Handlungsorientierung als methodisch-didaktischem Konzept vertraut machen, damit sie später selbst eher auf die Handlungsorientierung zurückgreifen und so die Möglichkeiten, die die Neuen Medien bieten, besser ausnutzen.

Es gibt bereits verschiedene Konzepte, wie die Neuen Medien in die Hochschulausbildung integriert werden können. Dabei herrschen vor allem zwei Ansätze vor: Zum einen gibt es verschiedene Zusatzstudiengänge oder Zertifikatsstudien für Neue Medien, zum anderen gibt es inzwischen viele Veranstaltungen, die sich auf einen Teilaspekt der Neuen Medien beschränken - "Internet für Sonderpädagogen", "Online-Recherchen für Chemiker", "Juristisches Arbeiten mit dem Internet" und dergleichen.

Zusatzstudiengänge bieten den Vorteil, dass die daran teilnehmenden Studierenden eine fundierte Ausbildung im Bereich Neue Medien erhalten, da viel Zeit zur Verfügung steht. Im Bereich der Pädagogik gibt es zum Beispiel interessante Konzepte in Berlin (Informatische Grundbildung für Lehramtsstudierende (drei Semester), sowie die einjährige Lehrerfortbildung zur ITG der GEDIB, beide FU Berlin) oder Bremen (Zertifikatsstudiengang). Der Nachteil dieses Ansatzes ist, dass nur wenige Studierende daran teilnehmen können - daher eignen sie sich nicht für eine flächendeckende Qualifizierung im Umgang mit Neuen Medien, wie er unserer Meinung nach notwendig ist.

Einzelveranstaltungen zu einem bestimmten Aspekt der Neuen Medien können zwar von vielen belegt werden. Sie beleuchten jedoch immer nur einzelne Aspekte und geben den Teilnehmenden daher keinen umfassenden Überblick über die Implikationen, die die Neuen Medien für ihr Fachgebiet und die Gesellschaft haben.

Wir haben uns deswegen für einen Mittelweg entschieden. Wir möchten den Studierenden in einem Semester einen Überblick über die Neuen Medien und deren Auswirkungen auf das jeweilige Studienfach geben. So können möglichst viele Studierende daran teilnehmen und es wird deutlich mehr als nur ein Teilaspekt bearbeitet. Die von uns konzipierte Veranstaltung hat daher zum einen einen relativ großen Teil zur kompakten Vermittlung von Faktenwissen, damit möglichst verschiedene Aspekte und Ausprägungen der Neuen Medien angesprochen werden können. Zum anderen können die Studierenden lernen, selbständig mit den Neuen Medien zu arbeiten. Nur so können sie sich später Aspekte erarbeiten, die für sie relevant sind, die aber auf Grund der kurzen Zeit in der Veranstaltung nur angesprochen werden konnten. Hinzu kommt, dass gerade im Bereich der Neuen Medien die speziellen Inhalte so schnell wechseln, dass man neben einem Verständnis der Grundkonzepte die Fähigkeit haben muss, sich selbständig neue Inhalte anzueignen.

Um in der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit umfangreiches Wissen vermitteln und einen Überblick über die verschiedenen Bereiche der Neuen Medien geben zu können, haben wir uns für einen Vorlesungsteil entschieden; die Kompetenz, selbständig mit den Neuen Medien zu arbeiten, können die Studierenden in den Tutorien erlangen. Anders ausgedrückt soll den Studierenden in der Vorlesung die Möglichkeit gegeben werden, zügig Orientierungswissen zu erwerben, während die Tutorien dazu dienen, sich Handlungswissen anzueignen. Dabei soll weder die Vorlesung als reiner Frontalvortrag abgehalten werden noch sollen die Tutorien völlig ohne Lehrgangsphasen stattfinden.

Wir erhoffen uns durch den ganzheitlichen Ansatz dieser Veranstaltungseinheit, in der beim Überblick über den Bereich der Neuen Medien die notwendigen technischen Grundlagen in einen Problemzusammenhang gestellt werden und in dem pädagogische Konzepte eine wichtige Rolle spielen, dass auch Frauen in verstärktem Maß der Zugang zu diesem Themenfeld eröffnet wird.

Eine weitere Grundannahme ist, dass in einer Veranstaltung zu diesem Thema (Neue) Medien auch aktiv eingesetzt werden müssen. Dies kann zur Präsentation, aber auch für die Bearbeitung von Aufgaben sowie zur Kommunikation geschehen.

Für jede Veranstaltung erscheint es uns unabdingbar, dass Kommunikation zwischen den Lehrenden und Studierenden, aber auch unter den Studierenden stattfindet. Sollen die Neuen Medien dazu herangezogen werden, bietet es sich an, eine Homepage für die Veranstaltung zu haben, auf der zum Beispiel Literatur und Termine stehen können, und eine Mailingliste oder darüber hinausgehende Kommunikationsmöglichkeiten für Mitteilungen und Fragen zu nutzen. Wir nutzen zu diesem Zweck in unserer Veranstaltung ein web-basiertes Community System, das diese Funktionalitäten unter einer einheitlichen Oberfläche anbietet.

2.2 Vorlesung

Die Vorlesung soll interaktiv sein. In diesem Zusammenhang meinen wir mit Interaktivität, dass die Studierenden möglichst aktiv an der Vorlesung teilnehmen sollen. Dies geschieht auf drei Ebenen. Erstens möchten wir, dass sie "dabei" sind - das heißt, die Vorlesung muss ihre Aufmerksamkeit wach halten und die Möglichkeit bieten, jederzeit Fragen stellen zu können. Zweitens sieht das Konzept auch in der Vorlesung kurze Gruppenarbeitsphasen vor. Drittens zählen wir im weitesten Sinne auch die Möglichkeiten, die den Studierenden gegeben werden, Anregungen und Kritik zu äußern, zur Interaktivität. Diese Aspekte werden im folgenden noch weiter ausgeführt.

Um es den Studierenden zu erleichtern, auch dann aktiv an der Vorlesung teilzunehmen, wenn sie nicht selbst agieren, werden innerhalb der einzelnen Sitzungen Methodenwechsel angestrebt. Dazu gehören zum Beispiel der effektive Einsatz von Medien sowie die Einbeziehung von Experten in die Vorlesung.

Effektiver Medieneinsatz bedeutet für uns nicht, dass wir, nur weil das Thema der Veranstaltung Neue Medien ist, eine Power-Point-Präsentation nach der nächsten abspulen, sondern dass verschiedene Medien jeweils an der Stelle eingesetzt werden, wo sie dem Verständnis oder der Aufmerksamkeitsförderung besonders dienlich sind. Dabei kommen Tafel und Stellwände genau so zum Einsatz wie Folien, Filme oder Präsentationen von Computerprogrammen oder Internetinhalten mit Hilfe eines Beamers. An verschiedenen Stellen werden Experten in die Vorlesung eingeladen, so dass an diesen Stellen erstens ein Bezug zur Praxis hergestellt wird und zweitens exemplarisch einige Inhalte vertieft werden.

Die Studierenden werden ermuntert, in der Vorlesung Fragen zu stellen. Zur Klärung spezieller Fragen, oder wenn die Zeit nicht reicht, um ein Thema in der Vorlesung ausführlich zu diskutieren, besteht darüber hinaus die Möglichkeit, die Fragen in den Tutorien wieder aufzugreifen.

In Vorlesungen ist es nicht üblich, Gruppenarbeitsphasen zu haben. Ein Problem dabei ist, den einzelnen Gruppen die Möglichkeit zu geben, ihre Arbeitsergebnisse auch vorzustellen. Bei Diskussionsbedarf stellt sich die große Teilnehmerzahl in Vorlesungen häufig als Problem heraus. Es besteht jedoch die Möglichkeit, Gruppenarbeitsphasen einzuschieben. Die Ergebnisse müssen nicht immer von allen Gruppen vorgestellt werden - es reicht, wenn den Studierenden Zeit gegeben wurde, selbst und mit anderen über ein Thema nachzudenken, bevor ihnen eine vorgefertigte Position präsentiert wird. Um ein Meinungsbild in der Vorlesung zu erstellen, oder um verschiedene Aspekte zu einem Thema zu sammeln, können Elemente der Moderationstechnik angewendet werden.

2.3 Tutorien

Die Tutorien sind handlungsorientiert organisiert. Dies bedeutet nicht, dass die Studierenden nur handeln, sondern auch, dass es Phasen gibt, in denen eine Einführung in ein bestimmtes Thema stattfindet, damit sie hinterher besser weiter arbeiten können. Diese Phasen sind inhaltlich wesentlich praktischer und mehr auf ein bestimmtes Problem bezogen als die Inhalte der Vorlesung. Auch ist nicht von vornherein festgelegt, wann eine Lehrgangsphase stattfindet. Sie wird eingeschoben, wenn sie gebraucht wird, um an dem bearbeiteten Problem weiter zu kommen. Diese Lehrgangsphasen können als Kurzvorträge von den Lehrenden oder von einzelnen Studierenden kommen, die sich auf dieses Thema speziell vorbereiten möchten.

Es ist Teil des Konzepts der Handlungsorientierung, dass am Anfang ein Handlungsprodukt vereinbart wird. Im Fall dieser Veranstaltung liegt als Handlungsprodukt eine CD-ROM nahe, welche die Arbeiten der einzelnen Kleingruppen mit fachspezifischen Beiträgen zum Thema Neue Medien zusammenfasst.Im ersten Durchgang der Veranstaltung wurde eine solche CD-ROM tatsächlich als Handlungsprodukt vereinbart. Auf diese Weise bekommen die Arbeiten der einzelnen Gruppen mehr Relevanz, weil sie nicht nur von einem Lehrenden gelesen werden. Darüber hinaus können alle Teilnehmenden von den anderen Gruppenbeiträgen profitieren. Es kann auch mit den Gruppen diskutiert werden, ob eine Veröffentlichung im Internet angestrebt werden soll.

Die einzelnen Arbeitsgruppen (idealerweise 2 bis 3 Studierende) erarbeiten sich ihre Themen konstruktivistisch, d.h. sie werden nicht instruiert, sondern erlangen ihr Wissen dadurch, dass sie selbst aktiv sind. Die Studierenden arbeiten auf ein Produkt hin. Dabei gewinnen sie neue Informationen und ordnen diese in einen für sie relevanten Kontext ein - auf diese Weise konstruieren sie sich selbst neues Wissen. Im Gegensatz zur Vorlesung ist es hier also Rolle der Lehrenden zurückzutreten und den Gruppen bei der Auswahl interessanter Probleme und bei technischen oder organisatorischen Fragen zu helfen - die eigentlich Aktiven sind die Studierenden. Durch die Protokollierung ihrer Arbeit erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Gelegenheit, ihren eigenen Lernprozess zu verfolgen und zu reflektieren.

In den Tutorien können immer wieder Elemente der Moderationstechnik zum Einsatz kommen. Um am Anfang schnell einen Überblick über die Motivation und das Interesse der Studierenden zu bekommen, kann als Einstieg beispielsweise eine Einpunkt-Frage gestellt werden. Zur Sammlung von Arbeitsthemen und zur Aufteilung in Kleingruppen können Themenvorschläge gesammelt werden (Zuruffrage), zu denen sich die einzelnen Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Namenskarten zuordnen können. Wenn Diskussionsbedarf zu einem Thema aus der Vorlesung besteht, kann es hilfreich sein, vorher verschiedene Aspekte mit einer Kartenabfrage zu erheben und zu gliedern.

Das Konzept sieht vor, dass am Ende der Veranstaltung die Arbeitsergebnisse nicht nur als Produkt zusammengefasst werden, sondern den anderen Gruppen auch präsentiert werden. Da es wünschenswert ist, dass dies nicht auf die einzelnen Tutorien beschränkt bleibt, sondern wenigstens allen Studierenden in der Veranstaltung zugänglich ist, ist mit zu vielen Vorstellungen für eine Frontalpräsentation zu rechnen. Es bietet sich deshalb an, einen sog. "Markt der Möglichkeiten" zu machen, auf dem jede Gruppe ihr Ergebnis beispielsweise mit einer Stellwand oder auf dem Computer präsentiert, so dass alle anderen sich auf dem Markt umschauen können. Dies bietet den Vorteil, dass man sich bei den Themen länger aufhalten kann, die einen interessieren.

3. Grundlegende Inhalte

Nach den methodischen Aspekten stellen wir im Folgenden dar, welche Inhalte uns im Zusammenhang mit Neuen Medien wichtig erscheinen. Die Darstellung ist dabei sehr knapp gehalten; im Rahmen dieses Beitrags ist es nur möglich, einen Überblick zu geben.

Der gesellschaftliche Wandel hin zu einer Informations- und Wissensgesellschaft verlangt von jedem einzelnen neue Kompetenzen. Die Beherrschung der neuen IuK-Technologien setzt neben der Fähigkeit, sie grundsätzlich bedienen zu können, voraus, sich im klaren zu sein über die technischen Grundlagen und Möglichkeiten sowie die Veränderungen, die sich durch den Einsatz ergeben. Die Einführung in die verschiedenen Dienste des Internet muss daher stets alle diese Aspekte umfassen. Zusätzlich müssen die persönliche Relevanz für die einzelnen Teilnehmerinnen und Teilnehmer und der Bezug zum Fach deutlich werden.

Das Internet alleine zeigt aber nur einen Teilaspekt der Neuen Medien auf. Computer als Hilfsmittel zur Datenverarbeitung und -speicherung eröffnen unvorhergesehene Möglichkeiten - mit vielen Vorteilen (etwa effizienter Informationsrecherche oder einfachen Verfahren zur Visualisierung), aber auch einer Reihe von Nachteilen (Datenschutz, Datensicherheit als Schlagworte). Hier muss die Veranstaltung dazu beitragen, bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein Verständnis für die tatsächlichen Ausmaße der Möglichkeiten und Gefahrenquellen zu wecken und damit überzogener Technikgläubigkeit oder Ängsten begegnen.

Zusammenfassend sollen die Teilnehmenden die Nutzung der neuen IuK-Technologie für ihre eigenen Zwecke erlernen und dabei beurteilen können, mit welchen (herkömmlichen oder neuen) Mitteln eine gestellte Aufgabe am günstigsten zu bewältigen ist. Sie sollen einen Einblick in die Produktionsbedingungen und die Wirkungsweise der Neuen Medien erhalten.

Die Inhalte der Veranstaltung lassen sich konkret in fünf Bereiche unterteilen: Informationsgesellschaft, Internet, Hypermediale Lernumgebungen, Aspekte im Umgang mit Daten und Zukunftsszenarien/Präsentation der Handlungsprodukte. Die Tabelle zeigt den Ablaufplan der von uns im Sommersemester 2000 durchgeführten Veranstaltung, den wir als eine Möglichkeit ansehen, die im Folgenden näher ausgeführten Inhalte zu strukturieren.
 
Woche Inhalt der Vorlesung Inhalt der Tutorien
1 Orientierungseinheit
2 Informationsgesellschaft  Schaffen der Arbeitsvoraussetzungen (Community System, Accounts), Kennenlernen, Sammeln von Themenvorschlägen 
3 Informationsgesellschaft, Internet  Email, Arbeitsthemen, Gruppenbildung 
4 ausgefallen - Ostermontag  WWW, Suchmaschinen
5 ausgefallen - Tag der Arbeit  AOLpress zur Erstellung von WWW-Seiten, Recherche in den Gruppen zu den jeweiligen Themen
6 Internet-Dienste, Email-Projekte (Frau Feldner) Gruppenarbeit
7 WWW, Bildungsserver  Gruppenarbeit, Anleitung zum effektiven Suchen im Netz
8 Vortrag von Prof. Schaack zum "Begriff des Mediums"  ausgefallen - Christi Himmelfahrt
9 Hypertexte  Gruppenarbeit, Bilder einscannen
10 Lernprogramme Gruppenarbeit, Anleitung zu PowerPoint-Nutzung
11 Expertensysteme, Datenbanken, Datenschutz  Gruppenarbeit
12 Vortrag von Prof. Dr. Brunnstein zum Thema "Datensicherheit"  Gruppenarbeit
13 Zukunftsszenarien  Präsentation der Ergebnisse in den Tutorien
14 Markt der Möglichkeiten Feedback, Scheinvergabe

Informationsgesellschaft

Um die Studierenden zu motivieren, wird als Einstieg in die Vorlesung verdeutlicht, warum Computerkompetenz im Hinblick auf die sich wandelnde Gesellschaft notwendig ist. Der Wandel von der Industriegesellschaft zur Wissens- und Informationsgesellschaft spielt dabei eine zentrale Rolle. Computerkompetenz bzw. Kompetenz im Umgang mit Neuen Medien ist dadurch zu einem wichtigen Bestandteil der Bildung mündiger Menschen und damit auch zu einem wichtigen Thema in der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern geworden. Computerkompetenz ist hier nicht nur das Wissen um einige Möglichkeiten des Einsatzes von Computern, sondern umfasst vielmehr die Fähigkeit, Quellen zu beurteilen und Informationen zu interpretieren, das Bewusstsein um die Grenzen der Berechenbarkeit und das Vermögen, gesellschaftliche Auswirkungen des Computereinsatzes abzuschätzen. In einem zweiten Schritt wird reflektiert, welche Implikationen die Informationsgesellschaft für die Schule hat.

Internet

Das Internet ist in der heutigen Zeit kaum noch wegzudenken. Es verschafft uns eine Fülle von Informationen und bietet durch seine Dienste ungeahnte Möglichkeiten. Es verändert nicht nur durch Email, Newsgroups und Chat unsere Kommunikation, sondern übt auch u.a. durch E-Commerce und Online-Banking starken Einfluss auf die Wirtschaft aus. Einige Experten vergleichen die neue Ökonomie des Internet sogar mit der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert. Die oben genannten Schlagworte sind vielen zwar geläufig, was aber genau darunter zu verstehen ist, wissen die wenigsten. Zur Bewältigung und Bewertung der zahlreichen Informationen bedarf es einer fundierten Urteilsfähigkeit.

Im Überblick über das Internet wird neben der Darstellung der technischen Grundlagen versucht, eine differenzierte Sichtweise auf das Internet zu entwickeln. Über die Funktionsweise von Suchmaschinen und eine kurze Einführung zur Publikation im Netz hinaus werden auch die oben angedeuteten gesellschaftlichen Auswirkungen behandelt und zur Diskussion gestellt. Weiter erfolgt durch die Vorstellung einiger interdisziplinärer Email-Projekte sowie schulrelevanter Bildungsserver eine Verknüpfung zur Schulpraxis.

Hypermediale Lernumgebungen

Um die so genannten neuen Medien einordnen zu können, ist es notwendig, sich einen Überblick über den Medienbegriff und den Einsatz und Nutzen der alten Medien im Verhältnis zu den Neuen Medien zu verschaffen. Die Einordnung des Internet in den Medienbegriff führt dabei zwangsläufig zu einem wichtigen, zuvor noch nicht bekannten Merkmal - der Hypertextstruktur des WWW. Durch diese werden die gesammelten Informationen strukturiert und zugänglich gemacht. Das Verstehen des Aufbaus und der sinnvolle und effektive Umgang mit Hypertexten ist in der heutigen Informationsgesellschaft eine unverzichtbare Kompetenz. Die Informationsbeschaffung in Hypertextsystemen hat bereits in der Einheit über das Internet ihren Platz gefunden. Schwerpunkt ist hier daher die Art und Weise der Repräsentation und Anordnung der Informationen. Es gibt Theorien, nach denen die Informationen im Netz den kognitiven Strukturen des Menschen entsprechen und somit eine angemessene Darstellungs- und Lernform darstellen. Die Hypertextstruktur findet sich auch in Lernprogrammen wieder, so dass die oben genannte These sowohl in bezug auf das WWW als auch auf Lernprogramme diskussionswürdig ist.

Um sich qualifiziert mit der Effektivität von Lernprogrammen auseinandersetzen zu können, ist zunächst ein Exkurs in lerntheoretische Paradigmen notwendig. Da die Veranstaltung im Grundstudium stattfindet, können diese Theorien nicht als bekannt vorausgesetzt werden. Die bis zu diesem Zeitpunkt vorliegenden Lernprogramme lassen sich dem Behaviorismus, Kognitivismus oder dem Konstruktivismus zuordnen. Dabei sollen auch der geschlechts- und altersspezifische Zugang und Umgang mit Lernprogrammen behandelt werden.

Die in diesem Zusammenhang auftretende Frage, in wie weit Computer Einfluss auf unser Lernen haben, bzw. wie viel Vertrauen in ein Computersystem gelegt werden sollte, führt zu einem weiteren Unterpunkt - den Expertensystemen. Das Speichern von Expertenwissen mittels Datenbanken kann unter verschiedenen Gesichtspunkten betrachtet werden (Knowledge Management, Datensicherheit, Ethik). Das Wissen über den Aufbau und die Funktionsweise eines solchen Systems, das auch die Kenntnis von Datenbanken voraussetzt, wirft die Frage auf, wie Menschen mit Ergebnissen von Anfragen an Computersystemen umgehen sollten.

Aspekte im Umgang mit Daten

Die am Ende des dritten Blocks angesprochenen Datenbanken bilden die Grundlage für diesen Teil der Veranstaltung. Es wird auf die Vor- und Nachteile des elektronischen Erfassens von Daten und auf deren gesellschaftliche Implikationen eingegangen.

Datensicherheit und -korruption insbesondere in für die Studierenden relevanten Bereichen wie Email, Online-Shopping und -Banking bilden den Schwerpunkt dieser Einheit. Es ist uns wichtig, dass die Teilnehmenden ein Hintergrundwissen bekommen, mit dessen Hilfe sie Risiken beurteilen und mit individuellen Gefahren umgehen können. Insbesondere mit Blick auf die Schule sollten der Umgang mit der Möglichkeit, auf nicht jugendfreie oder gesetzlich verbotene Informationen im Netz zuzugreifen, das Thema "Kann man Bildern noch trauen?" sowie fragwürdige Referatsangebote im Internet diskutiert werden.

Die Auseinandersetzung mit dieser Thematik soll die Studierenden befähigen, Quellen auf Ihre Glaubwürdigkeit, Intention und Authentizität hin beurteilen und Informationen interpretieren zu können.

Zukunftsszenarien und Präsentation der Handlungsprodukte

Nachdem die Grundlagen für den reflektierten Umgang mit Neuen Medien in Lehr-Lern-Situationen behandelt wurden, findet abschließend eine Diskussion im Plenum über Zukunftsszenarien statt. In wie weit werden bzw. sollten Neue Medien Einzug in unser Leben - insbesondere in die Schule - erhalten? Wie wird das Lernen von morgen aussehen? Spielt die Lehrerin/der Lehrer überhaupt noch eine Rolle? Welchen Stellenwert werden virtuelle Seminare haben? Soll die Schule ein Schutzraum vor den Einflüssen der Neuen Medien sein? - Das könnten mögliche Fragestellungen für eine konträre Diskussion sein. Die Diskussion soll einen runden Abschluss liefern und noch offene Fragen der Studierenden beantworten.

In der letzten Sitzung erfolgt eine abschließende Zusammenführung der Vorlesung und der handlungsorientierten Tutorien. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellen ihre dort hergestellten Produkte auf dem "Markt der Möglichkeiten" aus, so dass jede und jeder Einzelne Einblicke in die Arbeiten der anderen Gruppen erhält. Diese Ausstellung könnte auch für den gesamten Fachbereich geöffnet werden.
 

4. Schlußbemerkungen

Das in einer derartigen Veranstaltung erworbene Wissen ist ein Grundgerüst, auf das im weiteren Verlauf der Lehrerausbildung aufgebaut werden kann. Dazu ist eine Verzahnung der Inhalte sowohl innerhalb des Studiengangs (z.B. in den Fachdidaktiken) als auch zwischen erster und zweiter Phase der Ausbildung wünschenswert.
Ein Konzept für eine Veranstaltung zu diesem Thema ist nie endgültig fertig - neue Entwicklungen machen eine ständige kritische Überarbeitung nötig. Anmerkungen und Kritik an unserem Entwurf nehmen wir dankbar entgegen, für Nachfragen stehen wir gerne zur Verfügung.

Kontakt:  Wiebke.Kielas@gmx.de, Katharina_Malon@gmx.de, Torsten.Otto@hamburg.de

Benutzer: gast • Besitzer: schwill • Zuletzt geändert am: