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Evolution sozialer Strukturen
- Das Gefangenendilemma -

Andreas Schwill

Das Gefangenendilemma entstand um 1950 und wurde in den achtziger Jahren von Robert Axelrod in dem Buch "Die Evolution der Kooperation" eingehend analysiert.

Das Problem nimmt seinen Ausgang von folgender Situation:

Zwei Einbrecher werden verhaftet. Für diese geringfügige Tat können beide nur zu relativ milden Strafen verurteilt werden. Da die Polizei aber davon ausgeht, daß die beiden noch andere, bisher noch nicht nachweisbare Verbrechen verübt haben, werden sie getrennt voneinander verhört.

Man hofft nun, von einem oder beiden der Gefangenen ein Geständnis über die nicht nachweisbaren Taten zu bekommen. Der Staatsanwalt ist außerdem zu folgendem Handel bereit: Derjenige, der gesteht und seinen Komplizen damit verrät, bekommt als Kronzeuge eine Strafminderung.

Nun können beide Gefangenen kooperieren und die Aussage verweigern, wobei jeder mit einer kleinen Strafe für den ertappten Einbruch zu rechnen hätte. Oder aber einer der Gefangenen betrügt seinen Kollegen und läßt sich zum Geständnis verleiten, so daß er als Verräter mit der Kronzeugenregelung rechnen kann und der andere mit der Höchststrafe verurteilt wird. Betrügen beide und verraten ihre Taten, so bekommen auch beide hohe Strafen, wobei diese aber unter Berücksichtigung der Kronzeugenregelung geringer als die Höchststrafe sind.

Insgesamt beträgt die Auszahlung an Vorteilen also:
 
Auszahlungsmatrix
Spieler 2 kooperiert
Spieler 2 betrügt
Spieler 1 kooperiert
3 Vorteilspunkte
0 Vorteilspunkte
Spieler 1 betrügt
5 Vorteilspunkte
1 Vorteilspunkte

Im realen Leben besteht die Welt aus Individuen mit egoistischen Interessen, die jeweils einen möglichst großen Vorteil für sich erlangen wollen, indem sie teils mit anderen Individuen kooperieren, teils betrügen.

Aufgabe
Stellen Sie eine Population von verschiedenen Individuen zusammen, die jeweils unterschiedliche Strategien des Kooperierens und Betrügens verfolgen: Einige Individuen kooperieren nur, andere betrügen sporadisch, wieder andere betrügen nur, noch andere nutzen ihre bisherigen Erfahrungen usw. Führen Sie zufällig Paare von Individuen zusammen und protokollieren Sie die jeweiligen gesammelten Vorteilspunkte über einen längeren Spielzeitraum.

Entwickeln Sie eine Programmumgebung in Pascal und experimentieren Sie mit unterschiedlichen Strategien, Populationen und Vorteilspunktematrizen.

Welche Individuen sammeln die meisten Vorteilspunkte?

Welche Strategien sind über eine längere Frist vorteilhafter?

Wie verhalten sich Gesellschaften, die überwiegend aus Betrügern/aus Kooperierern bestehen?

Wieviele Betrüger verträgt eine Gesellschaft, deren Individuen ihre bisherigen Erfahrungen bei der Entscheidung zu kooperieren oder zu betrügen nutzen kann?

Wie beurteilen Sie dieses Modell im Hinblick auf seine Relevanz für gesellschaftliche Strukturen?

Benutzer: gast • Besitzer: schwill • Zuletzt geändert am: